Immunsystem im Alter wird schwächer – Diese Veränderungen gehören zum Alterungsprozess

von InBerg

Unser Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit, da es uns vor Infektionen und Krankheiten schützt. Das Immunsystem besteht aus spezialisierten Zellen, Proteinen, Gewebe und Organen und schützt uns jeden Tag vor eindringenden Mikroorganismen und Viren. Verschiedene Faktoren können Ihr Immunsystem beeinträchtigen oder schwächen, darunter Stress, Schlafmangel, schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und mangelnde Handhygiene. Eine Frage, die Ärzte und Wissenschaftler untersucht haben, ist, ob das Immunsystem im Alter schwächer wird. Wir haben die Information aus mehreren Studien und wissenschaftlichen Artikeln zusammengefasst, in denen Forscher die Auswirkungen der Alterung auf unser Immunsystem untersucht haben. Lesen Sie weiter und finden Sie heraus, wie sich das Immunsystem mit zunehmendem Alter verändert.

Wie verändert sich das Immunsystem im Alter?

Wie verändert sich das Immunsystem im Alter?

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Dr. Peter J. Delves, Professor an der University College London, bietet in einem Artikel auf dem Online-Portal merckmanuals.com einen Überblick über die Auswirkungen der Alterungsprozesse auf das Immunsystem.

Darum lässt das Immunsystem im Alter nach:

  • Mit zunehmendem Alter ist das Immunsystem weniger in der Lage, gesunde Zellen und Gewebe von fremden Antigenen zu unterscheiden. Infolgedessen kommt es häufiger zu Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Lupus.
  • Makrophagen, die zu den sog. Fresszellen gehören, wirken gegen Bakterien, Krebszellen und andere Antigene nicht mehr so schnell wie früher. Diese Verlangsamung könnte ein Grund dafür sein, dass Krebs bei älteren Menschen häufiger auftritt.

immunsystem bei älteren menschen schwächer durch veränderungen im körper und alterungsprozesse

  • Der Thymus, der sich hinter dem Brustbein befindet, ist ein wichtiges Organ des lymphatischen Systems und einer der wichtigsten Teile des Immunsystems. Im Thymus reifen aus Stammzellen die T-Zellen heran. Nach der Pubertät beginnt allerdings der Thymus zu degenerieren, bis er im Erwachsenalter etwa 85 Prozent seiner Größe verloren hat.
  • T-Zellen reagieren nicht mehr so schnell auf Antigene, d.h. auf unerwünschte Eindringlinge, selbst auf diejenigen, denen sie schon begegnet sind. Obwohl die Anzahl der T-Zellen mit zunehmendem Alter nicht abnimmt, nimmt die T-Zell-Funktion zur Immunabwehr ab.
  • Es gibt weniger weiße Blutkörperchen, die in der Lage sind, auf neue Antigene zu reagieren. Wenn ältere Menschen also auf ein neues Antigen stoßen, kann sich der Körper nicht daran erinnern und sich dagegen wehren.
  • Ältere Menschen produzieren geringere Mengen an Komplementproteinen, die der Abwehr von Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Pilze, Parasiten) als Reaktion auf bakterielle Infektionen dienen.

Warum wird das Immunsystem im Alter schwächer

  • Obwohl die Menge an Antikörpern, die als Reaktion auf ein Antigen produziert werden, etwa dieselbe bleibt, können sich die Antikörper nicht mehr so gut an das Antigen anheften. Diese Veränderung könnte teilweise ein Grund dafür sein, warum Erkrankungen wie Grippe, Lungenentzündung und Tetanus bei älteren Menschen häufiger vorkommen und auch zum Tod führen. Dadurch lässt sich auch erklären, warum Impfstoffe bei älteren Menschen weniger wirksam sind und warum es daher wichtig ist, dass ältere Menschen Auffrischungsimpfungen erhalten.

Eine Studie österreichischer Wissenschaftler ergab, dass beispielsweise die Wirksamkeit der Tetanus-Impfung ab dem 40. Lebensjahr abnimmt. Mit 60 Jahren waren 16 Prozent der in den letzten fünf Jahren geimpften Personen nicht mehr vollständig geschützt. Und herkömmliche Grippeimpfstoffe sind bei Personen ab 65 Jahren nur zu 30 bis 40 Prozent wirksam.

Diese Veränderungen der Immunfunktion können dazu beitragen, dass ältere Menschen anfälliger für bestimmte Infektionen und Krebsarten sind. Nun wollen wir mehr Information zu einigen dieser Veränderungen des Immunsystems im Alter geben. Und in diesem Artikel haben wir die wichtigsten Tipps zusammengefasst, wie Menschen ab 60 Jahren ihr Immunsystem stärken können.

Immunsystem im Alter: T-Lymphozyten und die Rückbildung des Thymus

Immunsystem Veränderungen bei älteren Menschen mit Thymusdrüse verbunden

Ein Bericht mit dem Titel „T cell ageing: Effects of age on development, survival & function“, der 2013 in der Fachzeitschrift „Indian Council of Medical Research“ veröffentlicht wurde, bezeichnet den altersbedingten Rückgang des Immunsystems als ein wichtiges Gesundheitsproblem. Die Publikation erklärt, dass „die Rolle der T-Zellen während der Alterung aufgrund ihrer Auswirkungen auf die allgemeinen Immunreaktionen zunehmend in den Mittelpunkt rücktd“. Hier sind die wichtigsten Fakten aus der Studie.

veränderungen des immunsystems im alter die thymusdrüse produziert weniger t-zellen

Die Verschlechterung des Immunsystems bei älteren Menschen wird oft als „Immunseneszenz“ bezeichnet. Ein wesentlicher Faktor für die Immunoseneszenz ist der Prozess der Thymusinvolution, eine allmähliche Rückbildung des Thymus im Alter. Der Thymus ist die Hauptdrüse des Immunsystems und liegt hinter dem Brustbein.

Die Hauptkomponenten der adaptiven Immunität sind T- und B-Lymphozyten. Vorläufer von T-Lymphozyten wandern aus dem Knochenmark und besiedeln den Thymus. Alle wichtigen Ereignisse wie die Entwicklung funktioneller Lymphozyten und die Toleranz gegenüber Selbstantigenen finden im Knochenmark für B-Zellen und im Thymus für T-Zellen statt. Nach ihrer Reifung gelangen diese Lymphozyten in den Blutkreislauf und entwickeln geeignete Immunantworten gegen fremde Antigene.

Doch nach der Geschlechtsreife beginnt dieses Organ, sich zurückzubilden. Bis zum 40. Lebensjahr hat er 80 Prozent seiner Größe verloren, wodurch er die weißen Blutkörperchen weniger effektiv in voll funktionsfähige T-Zellen umwandelt. Diese Rückbildung des Thymus führt zu einem stetigen Rückgang der Produktion von naiven T-Zellen, was zu einem eingeschränkten Immunrepertoire zur Erkennung von Krankheitserregern führt.

thymusdrüse bildet sich mit zunehmendem alter zurück

Die Thymusdrüse wird mit zunehmendem Alter auch mit Fettzellen vollgestopft. Im Alter von 45 Jahren, lange bevor die meisten anderen Organe irgendwelche Anzeichen des Alterns gezeigt haben, ist bereits fast 80% der Thymusdrüse in Fett umgewandelt. Es ist zwar nicht klar, woher diese Fettzellen stammen und warum sie überhaupt da sind, aber der Schaden, den sie anrichten, ist verheerend. Dies erklärt, warum ältere Menschen ein schwächeres Immunsystem haben. Doch warum die Thymusdrüse ihre Funktion einstellt, ist immer noch nicht vollständig klar.

„Yale Scientific“ veröffentlichte 2016 einen Artikel über eine Studie von Vishwa Deep Dixit, Professor für Immunbiologie an der „Yale School of Medicine“. Er hat ein Hormon entdeckt, das zur Reaktivierung nach Rückbildung der Thymusdrüse beitragen kann. Dieses Hormon, bekannt als Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21 (FGF21), kann die Thymusfunktion stimulieren und verhindern, dass unser Immunsystem mit zunehmendem Alter geschwächt wird. Dieser Befund kann eine vielversprechende Behandlung zur Stärkung der Immunität bei älteren Menschen und bei Krebspatienten nach Knochenmarktransplantationen bieten. Es sind noch weitere Untersuchungen erforderlich, bevor dieses Hormon als Medikament zur Verbesserung der Thymusfunktion verabreicht werden kann. Dixit und sein Team arbeiten daran, daraus eine wirksame Therapie zu machen. Wenn sie erfolgreich sind, könnte das alternde Immunsystem durch ein winziges Hormon gerettet werden.

Ein gesunder Darm ist der Schlüssel für unser Wohlbefinden

Immunzellen, die den Darm besiedeln, sind besonders wichtig für die Abwehr bakterieller Erreger.

Wissenschaftler an der der „Norwich BioScience Institute“ haben die erste detaillierte Studie durchgeführt, wie sich unser Darmtrakt mit zunehmendem Alter verändert und wie sich dies auf unsere allgemeine Gesundheit auswirkt. Diese Informationen sind wichtig, weil „der Darm eine zentrale Rolle bei der Programmierung unseres Immunsystems spielt und eine wirksame Barriere gegen Bakterien darstellt, die uns krank machen könnten. Insbesondere Immunzellen, die den Darm besiedeln, sind besonders wichtig für die Abwehr bakterieller Erreger.

veränderungen des immunsystems im alter mit dem darm verbunden

Hier sind die wichtigsten Fakten aus der Studie:

  • Veränderungen in der Struktur und Funktion der Darmbarriere tragen dazu bei, dass unser Immunsystem mit zunehmendem Alter schwächer wird und das Risiko für Infektionen und Krankheiten steigt.
  • Die Forscher fanden heraus, dass der Darm im Alter einen Anstieg eines spezifischen Reglers des Immunsystems namens Interleukin 6 (IL-6), der Entzündungen auslöst, aufweist.
  • Entzündungen werden zunehmend als wichtige Faktoren bei den Alterungsprozessen angesehen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass der Darm bei entzündlichen Prozessen eine entscheidende Rolle spielt.
  • Es ist wichtig, dass Wissenschaftler Methoden zur Kontrolle von Entzündungen entwickeln, um Darmkrebs, entzündlichen Darmerkrankungen, Herzerkrankungen, Diabetes und Depressionen vorzubeugen.
  • Wenn Darmbakterien im Alter für die Veränderungen der Barrierestruktur des Darms verantwortlich sind, kann es möglich sein, diesen Veränderungen mit Probiotika entgegenzuwirken.

fermentierte lebensmittel fördern die darmgesundheit

Ein wissenschaftlicher Artikel mit dem Titel „Effectiveness of Probiotics for Preventing Infections in the Elderly: Systematic Review and Meta-Analysis“ wurde 2015 im „Nutrition Bulletin“ veröffentlicht. Er berücksichtigt die Tatsache, dass ältere Erwachsene anfälliger für Infektionen sind, häufig auch mit schwerwiegenden Folgen. Studien legen nahe, dass Probiotika eine Rolle bei der Verhinderung von Infektionen bei älteren Erwachsenen spielen.

Hier sind die wichtigsten Fakten aus der Studie:

  • Ältere Menschen sind anfälliger für Infektionen als jüngere Erwachsene mit im Allgemeinen schweren und atypischen Symptomen.
  • Infektionen sind eine Hauptursache für die frühe Mortalitätt bei älteren Menschen.
  • Ältere Menschen, die drei Monate lang probiotische Nahrungsergänzungsmittel erhalten, haben eine Verringerung der durchschnittlichen Dauer einer Infektion und eine Verringerung der Häufigkeit von Infektionskrankheiten, insbesondere Infektionen der oberen Atemwege.

Stress schwächt das Immunsystem im Alter

Stress schwächt das Immunsystem

Das „American Institute of Stress (AIS)“ dient als vertraute Quelle für alle wissenschaftlich fundierten Informationen zum Stressmanagement. Auf ihrer Seite berichten Sie, wie sich chronischer Stress auf Senioren auswirkt und wie man damit umgehen kann.

Hier sind die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Ein schwaches Immunsystem kann nicht mehr effektiv bakteriellen Infektionen widerstehen und auf Entzündungen reagieren, was zu Osteoporose, Arthritis, Typ-2-Diabetes, Krebs und Demenz führt.
  • Chronischer Stress ist eine Ursache für beschleunigtes biologisches Altern und wirkt sich daher negativ auf das Immunsystem und seine Funktion aus.
  • Stress kann die Immunantwort auf eine Lungenentzündung bei älteren Menschen stark reduzieren.

Was haben Telomere mit dem Altern zu tun?

Immunsystem im Alter hängt von der Länge der Telomere ab

Die Telomere werden als die Lebensuhr jeder Zelle bezeichnet und bestimmen unser biologisches Alter. Als winzige Bestandteile der DNA bedecken sie die Chromosomen-Endungen wie eine Art Schutzkappen und verhindern somit ihr Zusammenkleben. Doch bei jeder Zellteilung verkürzen sich diese Strukturen und beschleunigen die Alterung der Zelle. Sind die Telomere irgendwann zu kurz, stirbt die Zelle ab. Deswegen werden kürzere Telomere auch mit einem erhöhten biologischen Alter assoziiert.

Für die Aufrechterhaltung der korrekten Telomerlänge ist das Enzym Telomerase zuständig. Eine Reihe von Studien zeigen allerdings einen Zusammenhang zwischen kürzeren Telomeren oder verminderter Telomerase-Aktivität und einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter Krebs, Herzerkrankungen, Osteoporose und HIV-Infektionen.

warum lässt das immunsystem im alter nach

Eine Studie aus dem Jahr 2008 weist darauf hin, dass eine verringerte Telomerlänge auch mit chronischem psychischem Stress und Stimmungsstörungen verbunden ist. Die Forscher haben zudem festgestellt, dass die Exposition von T-Lymphozyten gegenüber dem Stresshormon Cortisol zu einer signifikanten Verringerung der Telomeraseaktivität führt. Der Zusammenhang zwischen psychischem Stress und verkürzten Telomeren wurde auch in Studien an Müttern chronisch kranker Kinder und an Betreuern von Patienten mit Alzheimer-Krankheit dokumentiert. Die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem endokrinen, dem Nerven- und dem Immunsystem können sich also sowohl auf die geistige als auch auf die körperliche Gesundheit auswirken.

Referenzen:
T cell ageing: Effects of age on development, survival & function
To Immunity and Beyond: Recruiting the Heroic Hormone that Rescues Aging Immune Systems
Reduced telomerase activity in human T lymphocytes exposed to cortisol
How our gut changes through our lifetimes, and how this determines our overall health
The American Institute of Stress

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