Tomaten bestäuben: So können Sie mit Pinsel, Zahnbürste und anderen Hilfsmitteln die Erträge erhöhen
Die Tomaten sind vom Sommersalat kaum wegzudenken. Doch wenn plötzlich weniger Früchte reifen, dann sollte man nachhelfen. Wir erklären, wann Sie die Tomaten bestäuben sollten und welche Hilfsmittel dabei infrage kommen.
Inhaltsverzeichnis
Müssen Tomaten bestäubt werden?
Wie viele andere Nutzpflanzen müssen auch die Tomaten bestäubt werden, um reichlich Früchte zu tragen. Hummeln, Bienen und andere Insekten sammeln Nektar und Pollen und übertragen dabei einen Teil der Pollen von einer Pflanze zu der anderen oder zwischen den Blüten eines Exemplars.
Sind Tomatenpflanzen Selbstbestäuber?
Die meisten Tomatensorten müssen sich aber nicht nur auf Bestäubern verlassen – jede Blüte hat einen Stempel und Pollensäcke. Die Pollensäcke werden nach dem Ende der Reifezeit geöffnet und der Wind trägt sie in allen Richtungen. Ein Teil davon gelangt in andere Tomatenblüten und befruchtet sie.
Es gibt allerdings auch Sorten, die sich selbst nicht befruchten können. Sie brauchen unbedingt die Hilfe von bestäubenden Insekten oder vom Menschen, der die Aufgabe übernimmt.
In welchen Fällen müssen Tomaten bestäubt werden?
Diese Varianten für Bestäubung sind meistens dann möglich, wenn die Pflanzen im Garten wachsen. Der kleine Gemüsegarten auf dem Balkon lockt aber deutlich weniger bestäubende Insekten an – zum einen, weil es in den Großstädten wegen Lärm, Luftverschmutzung und mangelnder Nahrung deutlich weniger Bestäuber gibt. Zum anderen, weil der Balkon Windschutz bietet und so die Verbreitung der Pollen verhindert.
Ähnlich sieht es aus im Gewächshaus, wo die Pflanzen nicht bestäubt werden können. Wer nicht selbst nachhilft, muss mit niedrigeren Erträgen und deutlich weniger reifen Tomaten rechnen. Denn nur die bestäubten Blüten tragen Früchte.
Wann muss man die Tomaten bestäuben?
Der optimale Zeitpunkt hängt von mehreren Faktoren ab. An erster Stelle ist dies die Luftfeuchtigkeit. Wenn sie über 60 % liegt, dann verkleben die Pollen an den Säcken und können selbst beim Schütteln der Blüte nicht freigesetzt werden. Am besten wählen Sie also eine Woche, wenn es nicht regnet.
Auch Hitze und lange Trockenperioden können sich negativ auf die Keimfähigkeit der Pollen auswirken.
Der beste Zeitpunkt, die Tomaten zu befruchten, ist am Morgen.
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Im Garten werden bestäubende Insekten durch die Artenvielfalt angelockt. Auf dem Balkon aber, wo der Platz sowieso begrenzt ist, ist vor allem Kreativität gefragt. Setzen Sie auf Pflanzen, die Nahrung für Hummeln und Bienen bieten und die von den Insekten gerne beflogen werden. Solche sind zum Beispiel:
- Flieder
- Clematis.
- Lavendel
- Bienenkraut
- Vanilleblume
- Margeriten
Wer eine große Dachterrasse hat, kann auch einen Hummelkasten anbringen. So haben die Insekten Platz zum Nisten. Am besten den Kasten vor dem Beginn der Blütezeit zusammenbauen. Die Hummeln nisten im Schatten und das Insektenhotel mit angetrocknetem Moos füllen und mit Heu abdecken. Verwenden Sie nur Naturmaterialien, die mit Chemikalien nicht behandelt worden sind. Wenn einmal aufgestellt, sollte das Insektenhotel an seinem Platz die ganze Gartensaison über bleiben.
Alternativ können Sie auch selbst die Tomaten bestäuben. Es gibt verschiedene Methoden, die wir unten auflisten.
Die Tomaten bestäuben: Im Gewächshaus kommt eine Bestäubung ohne Bienen infrage
Also vorerst: Es ist natürlich am besten, wenn die Tomaten von Bienen und Hummeln bestäubt werden. Allerdings ist das nicht immer möglich. Es lohnt sich trotzdem, das Gewächshaus so oft wie möglich zu lüften. Wenn das nicht weiter hilft, dann kommt eine Bestäubung per Hand infrage. Diesbezüglich gibt es drei Varianten:
Hilfsmittel: elektrische Zahnbürste
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Das sogenannte Trillern der Tomaten imitiert die natürliche Bestäubung, die durch die Hummeln erfolgt. Die Flügel der Insekten lösen Vibrationen aus, die die Pollen freisetzen. Diese Methode ist bei selbstbestäubenden Tomatensorten besonders effektiv. So können die Pollen schnell in den Stempel derselben Blüte gelangen und sie wird befruchtet. Sie brauchen aber Hilfsmittel. Am besten eignet sich eine elektrische Zahnbürste. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Zuerst die Zahnbürste auf niedrige Stufe anschalten.
- Dann die Zahnbürste direkt oberhalb der ersten geöffneten Blüte stellen.
- Den Vorgang bei allen anderen Blüten wiederholen, am besten jeden Morgen die Tomaten trillern.
Tomaten mit Pinsel bestäuben: Methode, die sich prima für den Gemüsegarten auf dem Balkon eignet
Ein weiteres Hilfsmittel, das sich super zur Bestäubung von Nutzpflanzen auf dem Balkon oder im kleinen Gewächshaus eignet, ist der Pinsel. Diese Variante kommt infrage dann, wenn Sie nur wenige Tomatenpflanzen haben. Ansonsten ist sie zu zeitaufwendig. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Zuerst mit einem weichen Pinsel (sauber und trocken) über die Pollensäcke und dann über den Stempel einer Blüte streichen.
- Den Vorgang auch mit den anderen Blüten wiederholen. Sie können auch verschiedene Blüten abwechselnd bestäuben.
- Den Pinsel zwischendurch nicht reinigen und nicht nässen. Erst am Ende den Pinsel reinigen und trocknen lassen.
- Den Vorgang jeden Morgen wiederholen.
Warum soll man Tomatenpflanzen schütteln?
Durch das Schütteln der Tomatenpflanze werden die Pollen freigesetzt und Windbewegung imitiert. So können die Pollen von einer Pflanze zu der nächsten gelangen und sie bestäuben. Wenn Sie eine Tomatensorte haben, die sich selbst nicht befruchten kann, dann können Sie die dritte Methode – nämlich “Tomatenpflanzen schütteln” verwenden. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Die Topfpflanze am Morgen schütteln.
- Dabei mit sanften Bewegungen sehr vorsichtig die einzelnen Stängel mit den Fingern halten und hin und her schütteln.
- Den Vorgang jeden Morgen wiederholen.
Wie kann man Tomatenpflanzen kreuzen?
Das Schütteln ist eine gute Variante auch dann, wenn man verschiedene Tomatensorten hat und diese kreuzen möchte. Das Endziel sollte eine neue Sorte sein, die in sich bestimmte Eigenschaften kombiniert. Zu diesem Zweck brauchen Sie einen Folientunnel für Tomaten. Dann werden die Pflanzen in zwei aufgeteilt: Die erste wird die Rolle der Mutterpflanze übernehmen, die zweite wird die Pollen freisetzen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg ist, dass sich die Blüten der beiden Pflanzen noch nicht geöffnet haben.
Zuerst werden die Staubbeutel der Mutterpflanze abgeschnitten, dann werden die emaskulierten Blüten markiert. Dann werden die Pollen von der Vaterpflanze gesammelt. Am besten wartet man ab, bis die Pollensäcke reifen und sich öffnen und schüttelt dann die Pollen auf eine dunkle Plastiktüte. Die Blüten der Mutterpflanze werden dann auf die Tüte gerieben und so befruchtet. Wenn sie nach etwa sieben bis zehn Tagen Früchte tragen, dann war die Kreuzung erfolgreich.
Wer seine Tomaten bestäuben möchte, der hat verschiedene Varianten zur Auswahl: bestäubende Insekten anlocken, selbst mit einem Pinsel oder einer Zahnbürste die Pflanzen bestäuben oder das Gemüse schütteln.