Zu lange schlafen: Warum ist das Ausschlafen ungesund?
Jeder träumt davon, sich am Wochenende erholen zu können. Ein langer Schlaf gehört für die meisten Menschen selbstverständlich zum Programm dazu. So versuchen wir Kräfte für die kommende Arbeitswoche zu tanken. Aber die Realität sieht ganz anders aus: Nach dem Aufstehen will unser Körper nicht richtig wach werden und es dauert deutlich länger, bis wir in die Gänge kommen. In der Tat bestätigen Forscher, dass sowohl zu wenig, als auch zu lange schlafen ungesund sein kann. Langschläfer sollen häufiger krank werden und leiden öfter an Rücken- und Kopfschmerzen. Ein langer Schlaf kann sich nicht nur negativ auf unsere Gesundheit auswirken, er kann auch ein Symptom von Krankheiten wie Diabetes oder Herzkrankheiten sein.
Inhaltsverzeichnis
- Zu lange schlafen: Wieviel Schlaf brauchen wir?
- Welche negativen Folgen hat ein langer Schlaf für unsere Gesundheit?
- Zu lange schlafen: Kann ein langer Schlaf unser Gehirn beeinträchtigen?
- Wer zu lange schläft, leidet öfter an chronischen Entzündungen
- Warum ist lange schlafen ungesund? Weil wir nach einem langen Schlaf Schmerzen intensiver wahrnehmen
- Warum ist zu lange schlafen ungesund? Kann sich die Schlafmenge auf die Fruchtbarkeit auswirken?
- Sind die Menschen, die zu lange schlafen, wirklich von Diabetes gefährdet?
- Herzerkrankungen und Schlaganfälle bei Langschläfern
- Warum ist zu lange schlafen ungesund? Schlafstörungen
- Ist der lange Schlaf ein Auslöser oder ein Symptom?
- Tipps für einen gesunden Schlaf
Zu lange schlafen: Wieviel Schlaf brauchen wir?
Wann ist der Schlaf zu viel und wieviele Stunden täglich braucht unser Körper, damit wir uns erholen können? Jahrelang wurde die optimale Schlafdauer auf acht Stunden festgelegt. Eine neue Studie, die von Forschern der amerikanischen Gesellschaft für Schlafmedizin durchgeführt wurde, belegt, dass die optimale Schlafmenge für Erwachsene (18-64 Jahre) zwischen 7 und 9 Stunden liegt. Die Wissenschaftler erklären aber, dass diese Werte nur zur Orientierung dienen sollten. Schlaf ist letztendlich etwas Individuelles und unser Körper gibt vor, wie lange wir schlafen. Laut Studien sind rund 2% der Weltbevölkerung Langschläfer. Diese Menschen schlafen im Durchschnitt 2 Stunden länger. In der Regel werden die Schlafgewohnheiten in der Kindheit formiert und sie verändern sich dann kaum.
Welche negativen Folgen hat ein langer Schlaf für unsere Gesundheit?
In der Regel genügen den meisten Menschen zwischen 7 und 9 Stunden Schlaf. Wer deutlich länger schläft, sollte sich bei einem Schlafmediziner beraten lassen. Denn es kann sein, dass man einfach seine Schlafgewohnheiten ignoriert und verschläft. Wenn das der Fall ist, bestehen bestimmte Gesundheitsrisiken. Langschläfern drohen unter anderem:
- Kognitive Störungen
- Depressionen
- Unfruchtbarkeit
- Übergewicht
- Diabetes
- Herzerkrankungen
- Schlaganfall
Manche Wissenschaftler behaupten sogar, dass Langschläfer Schmerzen intensiver wahrnehmen und öfter an Entzündungen leiden.
Zu lange schlafen: Kann ein langer Schlaf unser Gehirn beeinträchtigen?
Wenn wir einschlafen, lässt die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn nach. Das Blut, das sich dort angesammelt hat, fließt aus unserem Kopf heraus. Dabei fließt auch Gehirnflüssigkeit ab, die Giftstoffe aus dem Gehirn abspült. Bleiben die giftigen Eiweiße in unserem Gehirn, dann können Sie zu Gedächtnisstörungen führen. Aber auch ein zu langer Schlaf kann zu Konzentrationsschwierigkeiten führen.
1. Forscher aus San Francisco führten ein Experiment durch. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Teilnehmer, die länger als 7 Stunden täglich schlafen, bildeten die erste Gruppe. Die andere Gruppe bestand aus Menschen, die 7 Stunden täglich schlafen. Alle Teilnehmer sollten Lumosity Übungen zum Gehirntraining machen. Die erste Gruppe erledigte die Aufgaben deutlich langsamerm als die zweite Gruppe. Andere Studien deuten darauf hin, dass der zu lange Schlaf mit einer reduzierten kognitiven Funktion und mit Gedächtnisstörungen verbunden ist.
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2. Zu lange schlafen kann auch Alzheimer auslösen. Eine umfangreiche Studie des Universitätskrankenhauses in Madrid, Spanien stellte auch fest, dass der lange Schlaf ein Risikofaktor für Demenz ist.
3. Schlafbezogene Krankheiten wie Depressionen können sich verschlimmern. In der Regel leiden viele Patienten mit Depressionen an Schlafstörungen, rund 15% von allen Betroffenen geben zu, dass sie viel zu viel schlafen. Bei ihnen besteht ein hohes Risiko, ihre Neigung zu Depressionen zu vererben. Langschläfer leiden auch öfter an Angststörungen. Bei vielen Patienten hilft ein Schlafentzug. In den letzten Jahren versuchen Schlafmediziner Patienten mit Depressionen mit einer Wachtherapie zu behandeln. Bei einem Großteil von ihnen (rund 60% bis 80%) führt die Methode bereits nach ein paar Tagen zu positiven Ergebnissen.
Wer zu lange schläft, leidet öfter an chronischen Entzündungen
Eine chronische Entzündung ist ein Risikofaktor für andere Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen und Alzheimer. Menschen, die rauchen, übergewichtig sind oder andere Infektionen haben, leiden öfter an chronischen Entzündungen. Aber auch die Schlafmenge kann eine Rolle spielen.
Es ist nicht einfach, eine chronische Entzündung zu diagnostizieren. Bestimmte Blutwerte wie die Konzentration eines C-reaktiven Protein sind ein Hinweis für eine Entzündung im Körper. Eine Erhöhung der CRP-Konzentration geht auf virale oder bakterielle Infektionen zurück. Ein Symptom für solche Entzündungen kann auch die Schlafdauer sein. Eine neue Studie, die vom Schlafmediziner Michael Grandner durchgeführt wurde, untersucht den Zusammenhang zwischen dem langen Schlaf und den chronischen Entzündungen. Das Forscher-Team stellte fest, dass
- Frauen, die länger als 9 Stunden täglich schlafen, eine 44% höhere CRP-Konzentration im Blut haben, als Frauen, die 7 Stunden täglich schlafen.
- sich unsere CRP-Werte um 8% pro Stunde erhöhen, wenn wir täglich mehr als 8 Stunden schlafen.
- die Mehrheit der Menschen, die weniger als fünf Stunden oder mehr als neun Stunden täglich schlafen, erhöhte CRP-Werte hat.
Warum ist lange schlafen ungesund? Weil wir nach einem langen Schlaf Schmerzen intensiver wahrnehmen
Intuitiv möchten wir uns zurückziehen, wenn es uns schlecht geht. Auch wenn wir Schmerzen spüren, legen wir uns lieber hin und versuchen, uns zu entspannen und einzuschlafen. Das kann in vielen Fällen aber dazu führen, dass wir nach dem Aufwachen die Schmerzen sogar intensiver wahrnehmen, als vorher. Rückenschmerzen und Verspannungen im Nacken können sich verschlimmern, wenn wir uns nicht bewegen und zu viel Zeit liegend im Bett verbringen. Eine zu harte oder zu weiche Matratze und eine ungünstige Liegeposition zählen ebenfalls zu den Hauptursachen für Verkrampfungen. Wer zu lange schläft, riskiert noch Kopfschmerzen. Zu lange Schlafperioden können Migräneanfälle auslösen. Diese Kopfschmerzen sind zwar nicht auf den Schlaf selbst, sondern auf andere Faktoren wie Stress zurückzuführen. Aber die meisten Menschen möchten gerade am Wochenende den Alltagsstress durch ein Nickerchen oder Ausschlafen abbauen. Wer sich also am Wochenende übermüdet fühlt, sollte zuerst mit Joga und Meditation versuchen, dem Stress entgegenzuwirken.
Warum ist zu lange schlafen ungesund? Kann sich die Schlafmenge auf die Fruchtbarkeit auswirken?
Dass sich bestimmte Erkrankungen und ein ungesunder Lebensstil negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken können, ist den Wissenschaftlern und den Medizinern schon längst bekannt. Eine neue Studie aus Südkorea weist den Zusammenhang zwischen der Schlafmenge und der Fruchtbarkeit bei Frauen nach. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher die Patientenakten von Frauen, bei denen eine IVF-Behandlung durchgeführt wurde. Sie stellten fest, dass 53% der Frauen, die 7 Stunden täglich schliefen, schwanger geworden sind. Im Vergleich dazu sind nur 43% der Frauen, die über 9 Stunden täglich schlafen, schwanger geworden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der längere Schlaf hormonell bedingt ist. Genau die Hormone, die auch für die Unfruchtbarkeit der Patientinnen schuldig sind, können zu einer erhöhten Schlafdauer führen.
Sind die Menschen, die zu lange schlafen, wirklich von Diabetes gefährdet?
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Seit längerem wird vermutet, dass der lange Schlaf durch Erkrankungen wie Diabetes bedingt sein kann. Zur Zeit liegen mehrere Studien vor, die einen Zusammenhang zwischen Diabetes und langen Schlafperioden nachweisen. Der zu kurze und zu lange Schlaf gelten beide als potentielle Auslöser für Diabetes 2. Längere Schlafperioden können auch zur Gewichtszunahme führen. Rund 20% der Patienten, die über 9 Stunden täglich schlafen, sind übergewichtig.
Herzerkrankungen und Schlaganfälle bei Langschläfern
Herzinfarkte und Schlaganfälle sind in den Top 5 der häufigsten Todesursachen bundesweit. Das Erbgut, der Alltagsstress und der Lebensstil können die Entstehung einer Herzkrankheit begünstigen. Aber auch die Schlafmenge kann sich negativ auf unser Herz auswirken. Forscher von Vancouver General Hospital werteten eine Datenbank mit Patientenakten von mehr als 71 000 Frauen in Kanada aus. Sie fanden einen Zusammenhang zwischen der Länge der Schlafperiode und dem Risiko für Herzerkrankungen. Die Teilnehmerinnen mit einem langen Schlaf (zwischen 9 und 11 Stunden) unterlagen einem zu 38% höheren Risiko für Herzanschlag, als die Probanden mit einem gesundem Schlaf (8 Stunden).
Wissenschaftler aus der Universität in Cambridge werteten eine europäische Datenbank mit Patientenakten von über 9700 Menschen aus. Im Rahmen von 11 Jahren registrierten sie alle Herz-Kreislauf-Krankheiten der Teilnehmer und teilten sie in unterschiedliche Gruppen auf. Nach einer vertieften Analyse der Dateien stellten sie fest, dass sich bei Langschläfern das Risiko für einen Schlaganfall um 46% erhöhte. Bei den Menschen, die nicht nur nachts länger schliefen, sondern sich auch am Tag ein Nickerchen gönnten, stieg das Risiko für einen Schlaganfall um 90%. Die Forscher vermuten, dass der lange Schlaf ein Alarmzeichen für einen bevorstehenden Schlaganfall sein könnte.
Warum ist zu lange schlafen ungesund? Schlafstörungen
Übergewicht, Diabetes, Herz- und Schlaganfälle: Die Zukunft sieht nicht rosig für die Langschläfer aus. Vor kurzem wurde auch festgestellt, dass Menschen, die zu lange schlafen, früher sterben. Denn zu viel Schlaf kann das Sterberisiko deutlich erhöhen. Zu den möglichen Todesursachen zählen laut Dr. Michael Grandner, Forscher an der Universität in Arizona:
1. Zu lange Schlafperioden führen zu Schlaffragmentierung. Die Betroffenen können sich nicht richtig erholen und sind erschöpft, schläfrig, schlafen oft am Tag unfreiwillig ein. Die Müdigkeit mindert die Lebensqualität und führt zu einer höheren Unfallhäufigkeit.
2. Müdigkeit und Lethargie gehen für die meisten Langschläfer Hand in Hand. Je mehr sie schlafen, desto langsamer wird der Körper nach dem Aufstehen wach.
3. Der lange Schlaf kann unser Immunsystem schwächen und so den Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Das macht die Langschläfer anfälliger für Viren.
4. Menschen, die zu lange schlafen, haben zudem auch weniger Zeit für Sport und andere Aktivitäten, die den Körper fit halten.
5. Manchmal sind die Schläfrigkeit und die erhöhte Schlafmenge ein Symptom von anderen, noch nicht diagnostizierten Krankheiten.
Ist der lange Schlaf ein Auslöser oder ein Symptom?
Nach allen Informationen, die Forscher und Ärzte zusammengestellt haben, bleibt nur eine Frage unbeantwortet. Ist der lange Schlaf ein Auslöser oder ein Symptom? Manche Mediziner nehmen an, dass gesunde Menschen einfach wenig Schlaf brauchen, um sich zu erholen. Eine mögliche Antwort kann eine Kurzzeitstudie geben, während der gesunde Probanden ihre Schlafgewohnheiten verändern und länger schlafen müssen. Viele Menschen kennen aber einfach ihren Schlafrhythmus nicht oder vergessen oft im hektischen Alltag, sich eine Pause zu gönnen. Die Hoffnung, am Wochenende den Schlaf “nachzuholen” ist aber vergeblich. Viel besser ist es zu versuchen, die Schlafqualität zu verbessern.
Tipps für einen gesunden Schlaf
Es gibt Vorbeugungsmaßnahmen, mit denen Sie verhindern können, dass Sie am Wochenende zu lange schlafen.
1. Versuchen Sie jede Nacht zwischen 7 und 9 Stunden zu schlafen.
2. Schlafen Sie nicht länger an den Wochenenden, denn das stört Ihren Schlafrhythmus. Die Folgen werden Sie in der kommenden Woche spüren: Sie werden Schwierigkeiten haben, einzuschlafen.
3. Investieren Sie in einen Tageslichtwecker. Er strahlt stufenweise heller werdendes Licht aus und simuliert auf diese Weise einen Sonnenaufgang.
4. Verzichten Sie lieber auf den Nachmittagsschlaf. Er kann ebenfalls zu Schlafstörungen führen und das Einschlafen am Abend deutlich erschweren.
5. Eine Schlafroutine hilft nicht nur den Kleinkindern. Auch Erwachsene, die zur selben Zeit jeden Tag schlafen gehen und zur selben Zeit am Morgen aufwachen, sind gesünder.
Wenn Sie Ihre Schlafgewohnheiten verbessert haben, und trotzdem jede Nacht mehr als 9 Stunden schlafen, lohnt es sich, sich beim Hausarzt oder bei einem Schlafmediziner beraten zu lassen. Es kann sein, dass ihr Körper einfach mehr Erholung braucht, oder dass Sie zu den 2% der Menschen gehören, die in der Regel mehr Schlaf brauchen. In einigen Fällen kann der lange Schlaf aber auf bestimmte Krankheiten hindeuten.
Zu der Studie vom Forscherteam des Kinderkrankenhauses in Ontario, Kanada
Zu der Studie von Forschern aus San Francisco, den USA
Zu der Studie von Forschern aus Madrid, Spanien