Kräuter richtig ernten: Wann & wie Sie die gängisten Topf- und Gartenkräuter schneiden
Haben Sie Ihren eigenen Kräutergarten gepflanzt - egal, ob im Garten oder in Töpfen auf der Fensterbank - können Sie es sicher kaum erwarten, sie endlich zum ersten Mal zu ernten.

Und die regelmäßige Ernte ist auch Pflichtprogramm, denn nur so wächst die Pflanze fröhlich weiter und bleibt gesund. Doch hierbei sollte man nicht wahllos losschneiden, denn jede Pflanzen braucht eine andere Schnitttechnik und auch die Tageszeit sollte richtig gewählt werden, um besonders aromatische Gartenkräuter zu erhalten.
Wie Sie Ihre Kräuter richtig ernten, hängt also davon ab, um welche Kräuterpflanze es sich handelt. Wir haben Ihnen die gängigsten Garten- und Topfkräuter mit den Schnittregeln zusammengefasst, damit Sie das besten aus ihnen herausholen und lange Zeit Freude an der Kräuterernte haben.
Warum die regelmäßige Kräuterernte so wichtig ist
Wussten Sie, dass es sich bei vielen Kräutern um sogenannte „Schnittpflanzen“ handelt? Das bedeutet nichts anderes, dass das regelmäßige Schneiden dafür sorgt, dass sie kräftig nachwachsen und üppiger werden.
Wir fassen die Gründe für regelmäßige Schnitte zusammen:
- Fördert das Wachstum: Werden die Triebe regelmäßig gestutzt, wird das Wachstum angeregt. Es führt dazu, dass sie sich verzweigen und infolgedessen dichter wachsen. Geschnittene Kräuterpflanzen können also nachwachsen.
- Verlängert die Erntezeit: Je nach Kräuterpflanze verhindert der Schnitt entweder das Verholzen oder die Blüte beziehungsweise das Verblühen und Sie verlängern die Erntesaison, ohne neue Kräuter säen oder pflanzen zu müssen.
- Die Blätter werden besonders geschmacksintensiv: Sowohl die Blätter als auch die Triebe verlieren an Aroma, je älter sie werden. Die jungen Pflanzenteile sind also zu kulinarischen Zwecken am besten geeignet.
- Die Pflanze wird kräftiger und gesünder: Das beugt Schädlingen und Krankheiten vor, denn diese regelmäßige Pflegemaßnahme macht sie widerstandsfähiger.
Kräuterpflanzen können andere Beetpflanzen vor Schädlingen schützen. So schützt beispielsweise Basilikum die leckeren Tomaten.
Darf es bis zur Blüte kommen oder nicht?
Einige Kräuterarten haben mit der Blüte ihre Hochsaison und das beste Aroma, anderen verlieren es dadurch.
- Verhindern Sie die Blüte bei Basilikum, Petersilie, Minze, Zitronenmelisse und Dill. Bei ihnen ernten Sie lediglich die Blätter, während die Blüte sie bitter oder fade schmecken lässt. Das liegt daran, dass die Pflanze ihre ganze Kraft nun in die Samenbildung steckt und die Blätter weniger „Aufmerksamkeit“ bekommen.
- Lassen Sie es zur Blüte kommen, wenn Sie konkret diese oder die Samen ernten möchten. Das ist dann notwendig, wenn Sie Samen für die nächste Aussaat sammeln oder diese und die Blüten zum Würzen möchten. Pflanzen wie Dill, Koriander oder Schnittlauch beispielsweise haben essbare Blüten und Samen.
- Schnitt vergessen? Keine Sorge, Sie sind auch dann noch nicht spät dran, wenn sich die ersten Blütenansätze zeigen. Diese können Sie einfach abknipsen, sodass die Pflanze sich wieder auf ihre vegetative Phase konzentriert.
Wann und wie Sie die verschiedenen Kräuter richtig ernten
Allgemeine Tipps vorweg:
- Ernten Sie immer am Vormittag. Der Morgentau ist dann bereits verdunstet und die ätherischen Öle sind noch am intensivsten.
- Verwenden Sie saubere und scharfe Scheren oder Messer. Wenn Sie die Kräuter pflücken oder unscharfes Werkzeug verwenden, führt das zu Quetschungen, die wiederum Krankheiten begünstigen.
- Denken Sie an Regelmäßigkeit.
Wie Sie Ihre Kräuterpflanzen vermehren können, lesen Sie hier nach.
Der Schnitt des Basilikum (Ocimum basilicum)
Sie können ab der richtigen Höhe zwar jederzeit ernten, jedoch ist das Aroma kurz vor der Blüte am intensivsten.
Schnitttechnik:
- ganze Triebspitzen
- oberhalb des Blattpaares
- nicht einzelne Blätter zupfen
Erntezeit:
- ab einer Trieblänge von 15 cm
- sobald sich mehrere Blattpaare gebildet haben
- nie mehr als ein Drittel der Pflanze
Dill (Anethum graveolens)
Die im Laufe der Zeit entstehenden Dolde mit Samen sind sehr aromatisch und ebenso essbar. Sie sind zum Einlegen, aber auch für Gewürzmischungen bestens geeignet. Die frischen Blätter sind für Fisch, Gurken und selbstgemachte Dips sehr beliebt.
Schnitttechnik:
- einzelne Blätter oder
- gleich ganze Triebe kurz über dem Boden
Erntezeit:
- ab einer Höhe von 20 cm
- Blätter sollten dann noch weich und fiedrig sein
- intensiver Duft ist wahrnehmbar
Koriander (Coriandrum sativum)
Beim Koriander können Sie sowohl die Blätter als auch die Samen nutzen. Falls Sie Wert auf beides legen, können einige der Stängel stehen lassen, anstatt sie regelmäßig zu schneiden.
Schnitttechnik:
- junge Blätter immer wieder ernten
- nicht mehr als ein Drittel der Pflanze schneiden
- Radikalschnitte sind von Nachteil, deshalb nie alle Blätter auf einmal abschneiden
Erntezeit:
- ab 10 bis 15 cm
- wenn sich fiedrige Blätter gebildet haben
- sobald ein aromatischer Duft wahrnehmbar ist
Majoran (Origanum majorana) richtig ernten
Besonders beliebt ist Majoran für Bratkartoffeln, Wurst und herzhafte Eintöpfe. Da er durch Hitze aber sein Aroma verliert, sollte er immer erst zum Ende der Garzeit hinzugefügt werden.
Schnitttechnik:
- ganze Triebe
- handbreit über dem Boden schneiden
Erntezeit:
- ab einer Höhe von 15 bis 20 cm
- vor der Blüte
- sobald sich die ersten Knospen zeigen
Minze (Menta spp.)
Die Pfefferminze und andere Minzarten wachsen sehr invasiv und breiten sich unkontrolliert aus, weshalb sie idealerweise mitsamt Topf oder einer anderen Rhizomsperre eingepflanzt werden.
Schnitttechnik:
- ganze Triebe schneiden
- Schnitt immer oberhalb eines Blattpaare setzen, so kann die Pflanze an dieser Stelle neue Triebe bilden und dichter wachsen
Erntezeit:
- ab Frühsommer
- sobald sie etwa 20 bis 30 cm hoch sind
- wenn sich viele Blätter gebildet haben
- bis in den Herbst hinein
Wie Sie Minze mit Erdbeere im Garten kombinieren, erfahren Sie hier.
Oregano (Origanum vulgare)
Wie so ziemlich alle Garten- und Topfkräuter ist Oregano perfekt zum Trocknen geeignet. Er behält im Gegensatz zu vielen anderen jedoch sein starkes Aroma. Die geernteten Stängel trocknen Sie am besten kopfüber als Strauß gebunden.
Schnitttechnik:
- ganze Stängel ernten
- ca. 5 cm über dem Boden schneiden
Erntezeit:
- Juni bis August
- wenn die Triebe 15 bis 20 cm hoch sind
- bei kräftig verzweigten Trieben
- vor der Blüte
Wie Sie Petersilie (Petroselinum crispum) richtig ernten
Diese Kräuterpflanze sollte ab der Blüte nicht mehr geerntet werden, da sie ab diesem Zeitpunkt bitter wird. Diese Pflanze wird am besten eingefroren, statt sie zu trocknen.
Schnitttechnik:
- Triebe bodennah abschneiden
- neue Triebe wachsen danach aus der Mitte
Erntezeit:
- ab Frühjahr zu jeder Zeit
- ca. 6 bis 8 Wochen nach der Aussaat ist die Pflanze meist für die erste Ernte bereit
Rosmarin (Rosmarinus officinalis)
Neben den regelmäßigen Ernteschnitten braucht der Rosmarin im Frühling auch einen Formschnitt. Das hält die Pflanze kompakt. Die einzelnen Nadeln lassen sich wunderbar in Öl einlegen. Es entsteht ein leckeres Würzöl für Bratkartoffeln oder Ofengemüse.
Schnitttechnik:
- weiche Triebspitzen schneiden
- beim Ernten nicht bis ins alte Holz schneiden
Erntezeit:
- ab einer Trieblänge von ca. 10 bis 15 cm
- Pflanzentriebe sollten gut verzweigt sein
- ganzjährig
- Frühjahr und Sommer sind aber am besten
Salbei (Salvia officinalis)
Salbei lässt sich ebenfalls super trocknen und wird dann gerne als Tee konsumiert. Daher lohnt sich die regelmäßige Ernte, um bis zum Winter einen guten Vorrat zu sammeln, den Sie mit Honig gegen Halsschmerzen und Husten nutzen können.
Schnitttechnik:
- junge Triebe ernten
- altes Holz ist nicht für die Ernte geeignet
Erntezeit:
- Frühling bis Spätsommer
- frühestens ab 4 bis 6 Blattpaaren (meist ab Mai)
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
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Wie bereits erwähnt, sind die Blüten des Schnittlauchs essbar und werden gerne für Salate oder auf Butterbrot verwendet. Jedoch sollten Sie bedenken, dass mit ihnen auch der Ertrag sinkt.
Schnitttechnik:
- büschelweise ernten
- diese Kräuter schneiden Sie 2 bis 3 cm über dem Boden
Erntezeit:
- ab Frühling
- ab einer Höhe von ca. 15 bis 20 cm
- wenn Triebe fest und röhrenförmig sind
- alle 3 bis 4 Wochen
- bis Herbst
Kräuter richtig ernten: Thymian (Thymus vulgaris)
Spätestens, wenn die Blüte vorüber ist, endet auch die Erntezeit. Jedoch können Sie Thymian durchaus auch während der Blüte ernten. Deshalb können Sie diese hinauszögern, falls Sie nicht unbedingt die Blüten ernten möchten. Halten Sie ihn eher trockener, denn das regt die Produktion der ätherischen Öle an.
Schnitttechnik:
- Schnitt handbreit über dem Boden
- bis kurz vor der Blüte ernten (vor der Blütephase am aromatischsten)
- nach der Blüte leicht zurückschneiden, um Verholzung zu vermeiden
Erntezeit:
- Juni bis August
- ab einer Höhe von 10 bis 15 cm
- Triebe sollten gut verzweigt sein
- sobald ein kräftiger Duft wahrnehmbar ist
- vor der Blüte
Probieren Sie Hustensaft aus Thymian und Salbei!
Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Auch diese Kräuterpflanze ist kurz vor der Blüte am aromatischsten, weshalb es sich lohnt, mit regelmäßigen Schnitten ein üppiges Wachstum zu fördern, sodass sie später vor der Blütephase reichlich intensiv duftende Blätter ernten können. Im Sommer kann die Zitronenmelisse beispielsweise als Zutat für Eistee, Limonaden oder Wasser mit Geschmack genutzt werden.
Schnitttechnik:
- junge Triebe schneiden
- nicht mehr als ein Drittel der Pflanze
Erntezeit:
- ab 15 cm Höhe
- vor der Blüte
- wenn Blätter frisch, weich und aromatisch sind
Wer zur Pflege der Zitronenmelisse erfahren Sie hier.
Übersicht zu Basilikum, Dill, Majoran und Koriander
Wie Sie Minze, Oregano, Petersilie und Rosmarin ernten
Schnitttechniken und Erntezeit zu Salbei, Schnittlauch, Thymian und Zitronenmelisse
Titelbild: Freepik; Design: Deavita/ Canva