Naturgärten im Herbst: So viel Fülle bietet Gärtnern im Rhythmus der Natur
Über das Jahr hinweg einen Naturgarten zu pflegen ist eine Herausforderung, aber gleichzeitig ein sehr erfüllendes Hobby. Mit all seiner Farbenpracht ist nun der Herbst ins Land gezogen. Wer seine grüne Oase vor dem Frost schützen möchte, hat schon vor Wochen damit begonnen, Balkon, Terrasse und Garten winterfest zu machen. Das bedeutet aber nicht, dass die Grünflächen rund ums Haus bis zum Frühling in tiefen Schlaf fallen müssen. Vor allem Naturgärten bieten im Herbst enormes Potenzial und können einen wertvollen Beitrag dazu leisten, heimische Pflanzen und Tiere gut durch die kalte Jahreszeit zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
Mehr als ungezügelter Wildwuchs
Naturgärten erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie vermitteln ein Gefühl von Urtümlichkeit und unterstützen die Artenvielfalt auf ganz natürliche Weise. Dabei ist ein Naturgarten weit mehr als ein Areal, in dem sich allerlei Pflanzen und Tiere ungezügelt ausbreiten. Naturgärten schaffen Raum für Leben und Wachstum im Rhythmus der Natur. Sie sind ein Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und begeistern gerade deshalb durch ihre Farbenpracht.
In einem Naturgarten sollten besonders viele heimische Pflanzenarten zu finden sein. Eine möglichst große Artenvielfalt lockt Nützlinge wie Insekten, Vögel, kleine Säugetiere und Reptilien an. Viele von ihnen sind im Hinblick auf ihre Nahrungsquellen allerdings auf einheimische Pflanzen spezialisiert. Diese sollte ein Naturgarten ihnen möglichst ganzjährig bieten.
Je vielfältiger die Strukturen der Gartenanlage sind, desto umfangreicher sind die Lebensräume, die Tieren und Pflanzen geboten werden. Bäume und Sträucher und naturbelassene Hecken, Feuchtbiotope, Wasserstellen, Grasflächen, blühende Pflanzen, ein Komposthaufen, all das sind Nistplätze, Nahrungsquellen und Rückzugsorte für viele Tierarten. Stauden, Beete und Totholzhecken geben dem Garten Struktur und schaffen ganz natürliche Unterteilungen, die auch optisch ihren Reiz haben.
Der Naturgarten entwickelt sich im Rhythmus der Natur. Jedes Eingreifen sollte in möglichst geringem Umfang und unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten und Anforderungen erfolgen. Wer sich auf das Experiment Naturgarten einlässt und dem natürlichen Wachsen und Werden Raum lässt, wird durch eine beeindruckende Artenvielfalt belohnt, kann direkt vor dem Fenster das Kommen und Gehen der Jahreszeiten beobachten und schenkt außerdem Lebensraum für eine Vielzahl von einheimischen Tieren und Pflanzen. „Umwelt- und Artenschutz finden nicht irgendwo statt – sondern vor der eigenen Haustür”, sagt Biologe Uwe Westphal im Gespräch mit GEO. „Und ein natürlicher Garten ist nicht nur für viele wildlebende Tiere, sondern auch für den Menschen ein artgerechter Lebensraum.”
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Bei der Gartenarbeit gilt im Naturgarten das Prinzip: Weniger ist mehr. Das bedeutet zum Beispiel, dass Gartenabfälle wie Laub, Reisig oder Totholz nicht entsorgt, sondern an geeigneter Stelle aufgeschichtet werden, um verschiedenen Tierarten eine Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Auch bei der Rasenpflege ist Zurückhaltung angesagt. Der Rasenmäher kommt im Naturgarten seltener zum Einsatz und auch die Schnitthöhe wird um einige Zentimeter höher eingestellt. Im tieferen Gras hat eine Vielzahl von Kleinstlebewesen einen Lebensraum, der durch zu häufiges Rasenmähen zerstört wird. Auf Düngen und Vertikutieren sollten Naturgärtner möglichst ganz verzichten. Viele einheimische Pflanzenarten bevorzugen einen nährstoffarmen Boden, der auf diese Weise ganz natürlich geschaffen werden kann.
Während im Herbst viele Ziergärten mit viel Sorgfalt auf den Winterschlaf vorbereitet werden, erwacht im Naturgarten noch einmal ganz besonderes Potenzial. Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Oase jetzt in ein Winterquartier für viele Tier- und Pflanzenarten verwandeln und bereitet gleichzeitig den Neustart der Natur im Frühling vor.
So wird der Naturgarten zum Winterquartier
Wenn die Temperaturen sinken, brauchen viele heimische Tierarten einen Platz für die Überwinterung. Ein Naturgarten bietet dafür viele Möglichkeiten. Viel Arbeit hat der Gärtner dabei nicht. An vielen Stellen genügt es, sich zurückzuhalten und der Natur ihren Lauf zu lassen.
Herabfallendes Laub und Totholz von Hecken, Sträuchern und Bäumen ist das ideale Winterquartier für Insekten, Würmer und kleine Säugetiere. Vor allem unter Hecken und Sträuchern sollte die Laubschicht einfach liegen bleiben, damit sie eine schützende Decke bilden kann. Der Boden unter der Laubschicht bleibt feucht und bietet somit den idealen Lebensraum für Würmer und Insekten. Laub, das auf Beete und Grasflächen fällt, kann zusammengefegt und zu einem Haufen aufgeschichtet werden. Laubhaufen sind ein bevorzugtes Winterquartier für kleine Säugetiere wie Igel und Mäuse. Ein Laubhaufen sollte idealerweise an einer geschützten Stelle im Garten aufgeschichtet werden. Um Kleinstlebewesen zu schützen, ist es am besten, das Laub vorsichtig zusammenzuharken und nicht mit einem Laubbläser zu arbeiten.
Sobald der erste Frost Einzug hält, können Futterstellen für Vögel und Eichhörnchen aufgestellt werden. Geeignet sind kleine Holzhäuser, die von mehreren Seiten zugänglich sind und an einem geschützten aber leicht zu erreichenden Ort aufgestellt oder aufgehängt werden. In den Ästen von Bäumen oder in Hecken sind die Futterstellen witterungsgeschützt und können auch von kletternden Eichhörnchen erreicht werden. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) hat auf seiner Internetseite eine einfache Anleitung zum Bau von Futterhäuschen bereitgestellt und gibt außerdem nützliche Tipps zur Winterfütterung von Vögeln und kleinen Säugetieren. Auch Wasserstellen oder Vogeltränken sind im Winter wichtig. Sie sollten vor allem im Winter an einer geschützten Stelle stehen, damit das Wasser nicht so leicht zufriert.
Vorfreude auf das Frühlingserwachen
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Schon im Herbst und Winter trifft die Natur Vorkehrungen für ihren Neustart im Frühling. Naturgärtner können sie hierbei unterstützen. Beim Zurückschneiden von Pflanzen ist Zurückhaltung geboten. Gartenexperten empfehlen, die Fruchtstände bei Stauden und in Beeten im Herbst stehenzulassen. Sie dienen im Winter als Nahrungsquelle für Vögel durch trockene Samenstände und Lebensraum für viele Kleinstlebewesen, die in den trockenen Pflanzenstängeln überwintern können. Wildbienen legen ihren Nachwuchs bevorzugt in den Überresten von Staudenpflanzen ab. So erleichtert mäßiges Zurückschneiden nicht nur die Arbeit des Gärtners, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.
Wer Vögeln und Würmern ein zusätzliches Nahrungsangebot für die kargen Wintermonate bereitstellen möchte, kann im Herbst Kaltkeimer und wurzelnackte Sträucher setzen. Je nach Gartenstruktur und Platzangebot können bodendeckende Varianten oder hochwachsende und kletternde Kaltkeimer gewählt werden. Auch einzelne Stauden lassen sich im Herbst gut pflanzen, bevor der Frost kommt. Hier gibt es eine große Auswahl mit unterschiedlicher Blühzeit, die vielen einheimischen Kleinstlebewesen ganzjährig eine Nahrungsquelle bieten.
Der Herbst ist auch die Zeit, um Frühblüher in den Boden zu bringen. Vor dem ersten Frost sollten Zwiebelblumen eingesetzt werden. Beliebte einheimische Arten sind Schneeglöckchen, Tulpen, Blausterne, Hyazinthen, Krokusse und Winterlinge. Der ideale Platz sind die Staudenbeete, die in der kalten Jahreszeit leer stehen. Pflanzenzwiebeln sollten immer zweimal so tief in den Boden gebracht werden, als sie hoch sind. So sind sie vor dem Frost geschützt und können im Frühling ihre Pracht entfalten. Diese Vorbereitung auf das Frühlingserwachen ist wichtig, denn die ersten Blüher sind nicht nur schön fürs Auge, sie dienen Bienen, Hummeln und Schmetterlingen nach der langen Winterpause auch als wichtige Nahrungsquelle.
Wer im Frühling Gemüsepflanzen ziehen möchte, sollte im Herbst mit der Gründüngung beginnen. Damit ist die Aussaat von geeigneten Pflanzen gemeint, die den leeren Boden bedecken und die letzten Nährstoffe binden, die sonst im Winter ausgewaschen werden. So lässt sich der Boden im Herbst mit neuen Nährstoffen für den Frühling anreichern. Durch die Gründüngung wird im Boden vor allem Stickstoff angereichert. Außerdem lockern die Wurzeln der gesäten Pflanzen den Boden durch die Wintermonate hindurch auf. Geeignete Gründüngerpflanzen sind Ölrettich, Sonnenblumen, Ackerbohnen, Winterroggen, Lupinen, Phacelia, Sommerwicken oder Gelbklee. Die Gründüngung wird im Frühling etwa vier Wochen vor der neuen Aussaat flach in den Boden eingearbeitet und bereitet ihn optimal auf die anspruchsvolleren Nutzpflanzen vor.
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