Welches Gemüse kann man noch im Juli aussäen? Der Trick für volle Beete im Herbst
Mit diesen Tipps säen Sie im Juli richtig und ernten knackiges Gemüse bis in den Winter.

"Ach, jetzt ist es eh zu spät..." - Stopp! Falls Sie das gerade gedacht haben, dann irren Sie sich gewaltig. Juli ist nicht das Ende der Gartensaison, sondern Ihre goldene Chance für eine reiche Herbsternte.
Während die Nachbarn längst die Füße hochlegen und denken, das Gartenjahr sei gelaufen, können Sie noch einmal richtig durchstarten. Der Sommer steht in voller Blüte, die Beete sind teilweise abgeerntet – perfekte Bedingungen für die zweite Runde im Gemüsegarten.
Warum Juli der perfekte Aussaat-Monat ist
Sie fragen sich vielleicht: „Ist das nicht viel zu spät?“ Ganz im Gegenteil! Juli bringt Ihnen gleich mehrere Vorteile, die das Frühjahr nicht bieten kann. Der Boden ist schön warm und die Samen keimen wie am Schnürchen. Keine kalten Nächte mehr, die den Keimlingen zusetzen könnten.
Außerdem haben Sie jetzt endlich Platz in den Beeten. Die frühen Radieschen sind längst verspeist, der Salat abgeerntet und wo vorhin noch Erbsen standen, wartet nun eine freie Fläche auf neue Bewohner. Das nennt man übrigens Fruchtfolge – klingt kompliziert, ist aber einfach nur cleveres Wirtschaften im Garten.
Geheimtipp: Im Juli ist der Schädlingsdruck oft geringer als im Frühjahr. Blattläuse und Co. sind bereits mit anderen Pflanzen beschäftigt – Ihre Sämlinge haben Ruhe zum Wachsen.
Lesen Sie hier unsere besten Tipps für die Gartenpflege im Juli.
Die besten Gemüse für Ihre Juli-Aussaat
Jetzt wird’s konkret. Welche Kandidaten eignen sich denn nun für den Spätsommer-Start? Ich teile die Gemüse gerne in drei Kategorien ein – je nachdem, wie viel Geduld Sie mitbringen.
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Die Schnellstarter (4-8 Wochen bis zur Ernte)
Radieschen sind die Sprinter unter den Gemüsen. In nur vier Wochen haben Sie schon wieder knackige Schärfe auf dem Teller. Wählen Sie hitzetolerante Sorten wie ‚Sora‘ oder ‚Cherry Belle‘. Lesen Sie unseren Beitrag über Radieschen aussäen und ernten: So geht’s richtig.
Rucola wächst praktisch von alleine und Sie können mehrmals ernten. Einfach die äußeren Blätter schneiden, der Rest wächst munter weiter. Perfekt für alle, die schnelle Erfolgserlebnisse brauchen.
Kresse ist der absolute Turbo – schon nach zwei Wochen können Sie ernten. Ideal, wenn Enkelkinder zu Besuch sind und Geduld keine ihrer Stärken ist.
Spinat liebt es übrigens, wenn die Tage wieder kürzer werden. Wählen Sie spezielle Herbstsorten wie ‚Winterriesen‘ – die vertragen auch die ersten Fröste.
Die Herbstklassiker (8-12 Wochen)
Feldsalat ist der König des Wintergemüses. Als Dunkelkeimer sollten die Samen gut mit Erde bedeckt werden. ‚Gala‘ oder ‚Favor‘ sind ideal für die Herbsternte.
Winterrettich braucht zwar seine Zeit, belohnt Sie aber mit scharfen, lagerfähigen Knollen. ‚Münchner Bier‘ ist eine bewährte Sorte, die auch Anfängern gelingt.
Asia-Gemüse wie Pak Choi oder Chinakohl bringen Abwechslung auf den Teller. Sie sehen exotisch aus, sind aber überraschend pflegeleicht und wachsen auch bei kühleren Temperaturen noch zügig.
Endivien ergeben wunderbare Herbstsalate. Die Erntezeit kann bis in den November dauern, da Endivien auch leichte Minusgrade vertragen.
Für Geduldige (12+ Wochen)
Grünkohl braucht Platz und Zeit, aber wenn Sie beides haben, werden Sie mit dem vitaminreichsten Wintergemüse belohnt. Für die Vorkultur säht man die Samen Anfang Juli in Töpfen oder Saatschalen aus und pflanzt die Jungpflanzen nach 5 Wochen ins Beet. Grünkohl benötigt etwa 20 bis 28 Wochen bis zur Ernte, deshalb ist eine Pflanzung bis Anfang August noch sinnvoll, um im Herbst und Winter ernten zu können.
Rosenkohl ist ein echtes Wintervergnügen. Die kleinen Röschen reifen von unten nach oben – Sie haben also wochenlang frische Ernte. Er wird sogar noch aromatischer, wenn er Frost abbekommen hat. Es empfiehlt sich, Rosenkohl vorzuziehen und die Jungpflanzen bis spätestens Mitte Juli ins Beet zu pflanzen, um ab Herbst (ab Oktober/November) bis in den Winter hinein frische Röschen zu ernten. Späte Sorten wie ‚Hilds Ideal‘ oder ‚Gronninger‘ haben eine gute Frosthärte und können sogar bis Februar geerntet werden.
Rote Bete benötigt etwa 3 bis 4 Monate zur Ernte. Die Direktsaat im Beet is bis Mitte oder Ende Juli empfehlenswert, um eine gute Entwicklung der Knollen zu gewährleisten. Spätere Aussaaten sind wegen der langen Reifezeit nicht mehr sinnvoll.
Praktische Juli-Strategien
Jetzt haben Sie die Qual der Wahl – aber wie packen Sie’s am besten an? Grundsätzlich können Sie die meisten Gemüse direkt ins Beet säen. Der warme Boden sorgt für zügige Keimung und Sie sparen sich das Vorziehen auf der Fensterbank.
Einige Kandidaten wie Grünkohl oder Rosenkohl gibt es auch als Jungpflanzen im Gartencenter. Das kostet zwar etwas mehr, spart Ihnen aber kostbare Wochen. Bei der kurzen verbleibenden Saison kann sich das durchaus lohnen.
Wassertipp: Bei der Juli-Hitze ist regelmäßiges Gießen das A und O. Am besten morgens früh oder abends spät – nie in der prallen Mittagssonne. Ein dicker Mulch aus Rasenschnitt oder Stroh hält die Feuchtigkeit länger im Boden.
So vermeiden Sie typische Anfängerfehler
Aus Erfahrung weiß ich: Die meisten Probleme entstehen durch zu viel des Guten. Zu dicht gesät, zu tief gesteckt, zu oft gegossen – weniger ist oft mehr im Gartenleben.
Lesen Sie die Angaben auf der Saatguttüte genau. Wenn dort steht „Saattiefe 1 cm“, dann sind das keine Vorschläge, sondern bewährte Richtwerte. Zu tief gesteckte Samen schaffen es oft gar nicht an die Oberfläche.
Beim Gießen gilt: Lieber seltener, dafür gründlich. Tägliches Besprühen schadet mehr als es nützt – die Wurzeln werden faul und suchen nicht nach Wasser in tieferen Schichten.
Ihr Erntekalender für den Herbst und Winter
August: Ihre ersten Radieschen sind bereit, Rucola und Kresse können Sie bereits schneiden.
September: Spinat und Asia-Gemüse haben ihre volle Größe erreicht. Zeit für die ersten herzhaften Herbstgerichte.
Oktober/November: Jetzt kommen Feldsalat und Endivien dran. Winterrettich und Rote Bete können geerntet und eingelagert werden.
Winter: Grünkohl und Rosenkohl stehen tapfer im Schnee und versorgen Sie mit frischen Vitaminen, wenn im Supermarkt nur noch Importware liegt.
Fazit: Nutzen Sie Ihre Chance!
Juli ist alles andere als zu spät – es ist Ihre zweite große Chance im Gartenjahr. Während andere bereits das Handtuch werfen, können Sie noch einmal voll durchstarten und sich auf eine reiche Herbst- und Winterernte freuen.
Das Schöne daran: Viele der Juli-Sämlinge sind sogar dankbarer als die Frühjahrs-Kulturen. Sie keimen schneller, wachsen zügiger und bringen oft höhere Erträge. Also greifen Sie zur Harke, schnappen sich das Saatgut und zeigen Sie dem Sommer, dass noch lange nicht Schluss ist im Gemüsegarten!
Titelbild: KI generiert