Brennnesseljauche als Dünger – Wie effektiv ist sie für Tomaten?

Erfahren Sie, wie effektiv der grüne Sud wirklich ist, wie oft Sie ihn anwenden sollten und für welche Pflanzen er sonst noch ein Geheimtipp ist.

von Ramona Berger

Wer im eigenen Garten Tomaten anbaut, stößt früher oder später auf einen altbewährten Tipp: Brennnesseljauche. Sie soll das Wachstum ankurbeln, die Pflanzen stärken und ganz nebenbei noch umweltfreundlich sein. Doch wie wirksam ist dieser grüne Sud wirklich? Und was sagen wissenschaftliche Studien dazu? Wir haben uns die Forschungslage genauer angesehen und zeigen Ihnen, wann und wie sich der Einsatz von Brennnesseljauche bei Tomaten lohnt.

Alte Gärtnerweisheit unter der Lupe

Seit Generationen schwören Hobbygärtner*innen auf die Kraft der Brennnessel. Die Pflanze ist reich an Stickstoff, Kalium, Magnesium und Spurenelementen – all das, was hungrige Gemüsepflanzen wie Tomaten gut gebrauchen können. Doch während Erfahrungsberichte meist überzeugen, liefert die Wissenschaft erst seit einigen Jahren belastbare Daten zum tatsächlichen Düngeeffekt.

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Was Studien zum Thema sagen

Besonders aufschlussreich sind die Arbeiten von Peterson und Jensen. In einer frühen Studie untersuchten die Forscher den Einfluss von wässrigem Brennnesselauszug auf das Wachstum von Gerste. Das Ergebnis: ein 20 % höheres Pflanzenwachstum sowie eine Verdoppelung der Wurzelmasse und des Frischgewichts der Pflanzen (Peterson & Jensen, 1986).

Zwei Jahre später folgte ein ähnliches Experiment mit Tomaten. Hier zeigte sich: Durch den Einsatz von Brennnesselauszug stieg die Trockensubstanz der Triebe um 60 %, während die Wurzelmasse um 20 % zunahm (Peterson & Jensen, 1988). Die Forscher konnten zudem nachweisen, dass Brennnesselwasser insbesondere die Stickstoffaufnahme der Tomatenpflanzen fördert – genau der Nährstoff, der für üppiges Wachstum und kräftige, grüne Blätter entscheidend ist. Phosphor und Kalium hingegen wurden durch den Sud nicht signifikant beeinflusst.

Auch weitere Studien untermauern die Wirksamkeit von Brennnesselauszügen als biologischen Wachstumsbooster. Godlewska et al. konnten zeigen, dass Extrakte aus Brennnesselblättern und -wurzeln das Wachstum von Weißkohlkeimlingen stimulieren. Kim et al. berichteten von verbesserten Wurzel- und Sprossentwicklungen bei Salat, Mais und Sojabohnen, die mit Komposttee – teils unter Zusatz von Brennnessel – behandelt wurden. Ähnliche Ergebnisse lieferte Dozet et al., die bei der Blattdüngung von Sojabohnen mit Brennnesselauszug deutlich höhere Erträge erzielten.

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Was heißt das konkret für Tomaten im Hobbygarten?

Die oben genannten Forschungsergebnisse lassen sich gut auf den heimischen Gemüsegarten übertragen. Tomaten zählen zu den Starkzehrern – Pflanzen, die während der Wachstums- und Fruchtbildungsphase besonders viel Stickstoff und Kalium benötigen. Hier kommt die Brennnesseljauche ins Spiel: Sie bietet Stickstoff in einer für die Pflanze gut verfügbaren Form und stärkt zudem die allgemeine Vitalität.

Darüber hinaus wirken sekundäre Pflanzenstoffe aus der Brennnessel positiv auf die Abwehrkräfte der Tomaten und können so das Risiko für Pilzkrankheiten und Schädlingsbefall senken – ein schöner Nebeneffekt, den viele Gärtner*innen aus der Praxis bestätigen.

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Wie oft darf ich Tomaten mit Brennnesseljauche gießen?

Hier empfiehlt es sich, den Rhythmus der natürlichen Wachstumsphasen zu beachten. Laut einer aktuellen Empfehlung aus der Pharma Innovation Journal (Sharma & Roy, 2024) sollten Tomaten während der gesamten Wachstumszeit alle drei Wochen mit verdünnter Brennnesseljauche versorgt werden. Dabei gilt das Mischungsverhältnis 1 Teil Jauche zu 10 Teilen Wasser (1:10). So erhalten die Pflanzen ausreichend Nährstoffe, ohne durch zu hohe Konzentrationen geschädigt zu werden.

Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie Brennnesseljauche selbst herstellen können, finden Sie eine ausführliche Anleitung in diesem Artikel.

Wichtig: Übertreiben Sie es nicht. Zu häufiges oder zu starkes Gießen mit Brennnesselsud kann zu einer übermäßigen Blattbildung führen, während die Fruchtbildung ins Hintertreffen gerät. Ein moderater, regelmäßiger Einsatz ist hier die bessere Strategie.

Können auch andere Gemüsepflanzen von Brennnesseljauche profitieren?

Absolut. Neben Tomaten eignen sich laut Sharma & Roy insbesondere folgende Pflanzen für die Behandlung mit verdünntem Brennnesselsud:

Lauch (Porree), Kohlgewächse (z.B. Brokkoli, Weißkohl), Gurken und Zucchini, Obstgehölze und Beerensträucher, Rosen und andere Blühpflanzen.

Nicht empfehlenswert ist der Einsatz hingegen bei Bohnen, Erbsen, Zwiebeln, Kartoffeln und anderen Wurzelgemüsen. Diese Pflanzen bevorzugen meist eher phosphorbetonte Düngung oder reagieren empfindlich auf die stickstoffreiche Jauche.

brennnesseljauche als dünger für gemüsepflanzen

Fazit: Natürlicher Booster mit wissenschaftlichem Rückhalt

Die aktuelle Studienlage bestätigt, was Gärtner*innen seit langem vermuten: Brennnesseljauche ist ein wirksames, biologisches Düngemittel für Tomaten. Insbesondere in den vegetativen Wachstumsphasen sorgt sie für kräftige Pflanzen und üppiges Laub. Richtig dosiert, unterstützt sie zudem die Fruchtbildung und stärkt die allgemeine Pflanzengesundheit.

Wer also Brennnesseln im Garten hat oder in der Nähe sammelt, sollte diese wertvolle Ressource keinesfalls ungenutzt lassen. Mit ein wenig Geduld bei der Zubereitung und einem angepassten Gießplan können Sie Ihren Tomatenpflanzen ganz ohne Chemie zu Topform verhelfen.

Quellen:

Wie Brennnesseljauche gegen Schnecken hilft, erfahren Sie hier.

Titelfoto: Shutterstock / Fotokostic

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Ramona aus Frankfurt ist Mutter der zweijährigen Kaia. Ihre Leidenschaften sind Zumba, Natur und Gärtnern, was sie in ihrem Hinterhofparadies auslebt. Sie sucht ständig nach Mama-Hacks und Kochtipps, um den Alltag effizienter zu gestalten. Kreative Ideen für Kinderentwicklung und aktuelle Trends in Mode und Ernährung begeistern sie ebenfalls. Seit 2013 schreibt Ramona für Deavita, stets gründlich recherchiert und oft durch Experteninterviews gestützt. Sie hat Psychologie in Freiburg studiert.