Was für Erwachsene erschreckend ist, kann es für Kinder erst recht sein. Schließlich bekommen auch sie ab einem bestimmten Alter mit, was in den Medien berichtet und zwischen den Erwachsenen diskutiert wird. Auch von anderen Kindern hören sie vieles und so kann es schnell zu Gerüchten und falschen oder übertriebenen Beschreibungen der Situation kommen, die beängstigend für die Kleinen sein können. Das gilt derzeit natürlich vor allem für den Coronavirus. Es ist deshalb sinnvoll, ein altersgerechtes Gespräch mit den Kindern zu führen. Aber wie genau sollte das geführt werden? Wir haben einige Ratschläge für Eltern, die ein wenig mit der Situation überfordert sind oder einfach nur einen hilfreichen Leitfaden benötigen.
Bevor Sie die Ratschläge für Eltern befolgen, gehen Sie sicher, dass Sie sich an einem Ort befinden, an dem sich die Kinder sicher und wohlfühlen. Für gewöhnlich ist das das eigene Zuhause und auch bei den Großeltern.
Inhaltsverzeichnis
Ratschläge für Eltern – Informieren Sie sich selbst
Bevor man jemanden über etwas aufklären möchte, sollte man natürlich selbst gut informiert sein. Deshalb der erste unserer Ratschläge für Eltern, dass Sie selbst zunächst einmal ein wenig forschen. Dr. Teena Chopra, ärztliche Leiterin der Infektionskontrolle und Krankenhaushygiene im DMC Harper University Hospital sagt, dass „Eltern Ihre Kinder darüber informieren sollten, das derzeit über den Virus bekannt ist, dass es sich um einen Atemwegsvirus handelt, der, ähnlich wie andere Viren dieser Art, Lungenentzündungen verursacht.“
Sie sagt außerdem, dass die Krankheit sowohl milde bis schwere Symptome verursachen kann, aber genauso auch ohne Symptome (asymptomatisch) verlaufen kann. Es sei hilfreich, diesen Virus mit solchen zu vergleichen, die das Kind bereits kennt, wie beispielsweise dem Grippevirus. Laut Chopra wird derzeit noch untersucht, wie übertragbar der Virus ist und was den Schweregrad des Krankheitsverlaufs beeinflusst.
Wissen für die Kinder sammeln
Das Risikoniveau ist zwar noch relativ schwer zu beurteilen, jedoch liegt die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls durch den Coronavirus bei 2%. Bei 40 000 bestätigten Infektionen waren das 910 Tote. Im Vergleich dazu lag die Wahrscheinlichkeit bei SARS im Jahre 2003 bei 10% und von MERS-CoV im Jahre 2012 bei etwa 33%.
Sehr wichtig ist, dass die Eltern selbst ruhig und nicht verängstigt sind. Kinder spüren die Unsicherheit der Eltern und das wirkt sich natürlich auch auf sie aus. Die Eltern übertragen ungewollt ihre Angst auf sie, egal wie sehr sie versuchen, sie zu verstecken. Hier ein paar Fakten zum Virus, kinderfreundlich formuliert:
Info und Ratschläge für Eltern – Was ist Covid-19?
- Covid-19 ist die Abkürzung für „coronavirus desease 2019„. Es handelt sich um einen neuen Virus, den Ärzte und Wissenschaftler noch erforschen.
- Viele Menschen sind an dem Virus erkrankt, jedoch glauben Ärzte und Wissenschaftler, dass die meisten sich wieder erholen werden. Dazu zählen vor allem Kinder. Dennoch werden manche schwerere Symptome haben oder auch sterben. Dazu gehören manche ältere Personen, sowie solche, die bereits vor der Infektion krank waren.
- Ärzte und Gesundheitsexperten arbeiten hart daran, den Menschen dabei zu helfen, gesund zu bleiben und erkrankte adäquat zu behandeln.
Ratschläge für Eltern – Was passiert, wenn man selbst krank wird?
- Die Symptome, die Covid-19 auslöst, variieren von Mensch zu Mensch. Bei manchen Menschen ähneln sie denen einer Grippe (Fieber, Husten und Atemprobleme). Die meisten Infizierten sind jedoch nicht sehr krank geworden und nur bei einer kleinen Gruppe von Menschen war der Krankheitsverlauf problematischer. Kinder werden nach bisherigen Beobachtungen nicht sehr krank. Im Vergleich dazu zeigen Erwachsene stärkere Symptome, werden aber in den meisten Fällen schnell wieder gesund.
- Wer sich krank fühlt, ist nicht gleich automatisch mit dem Coronavirus infiziert. Es gibt noch viele andere Krankheitserreger, die die Ursache sein können. Wichtig ist aber, dass ein Erwachsener darüber informiert wird (Lehrer oder Eltern), damit ein Arzt aufgesucht wird, der dabei hilft, wieder gesund zu werden.
- Bei Verdacht einer Infektion (egal welcher Art), sollte der Hausarzt oder eine andere Gesundheitseinrichtung telefonisch verständigt werden. Dann erhalten Sie Ratschläge für Eltern, sowie Informationen darüber, welche Maßnahmen folgen. Andernfalls riskieren Sie, auch andere anzustecken. Es gibt jedoch keinen Grund zur Panik!
Ratschläge für Eltern – Lassen Sie die Kinder zunächst selbst erzählen
Sehr kleine Kinder, die eigentlich noch nicht wirklich etwas verstehen, brauchen Sie nicht unbedingt einzuweihen. Legen Sie stattdessen weiterhin großen Wert auf die richtige Hygiene. Das können Sie vor allem mit Lieder zum Händewaschen sehr gut tun. Ansonsten ist es gut, wenn Sie zu Beginn herausfinden, was Ihre Kinder eigentlich schon über das Thema wissen beziehungsweise gehört haben.
Einer der wichtigsten Ratschläge für Eltern ist, dass Sie den Wissensstand Ihrer Kinder nicht unterschätzen sollten. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Kind nichts über das Thema weiß oder keine Angst hat, nur weil es bisher nicht darüber gesprochen hat. „Üblicherweise sprechen Kinder darüber in der Schule“, so Haley Neidich, die im Gebiet psychischer Krankheiten beruflich tätig und praktizierende Psychotherapeutin ist, „und nur weil Ihr Kind nicht darüber spricht, bedeutet das nicht, dass es nicht darüber nachdenkt.“
Während manche Kinder sehr gesprächig sind und wahrscheinlich gleich drauf losplaudern, brauchen andere eine gewisse Anregung. Beim Spielen, Geschichtenerzählen, Malen oder anderen Tätigkeiten können sich Kinder oft viel besser öffnen. Sollten Ihre Kinder Sorgen oder Angst aufgrund des Virus haben, spielen Sie die Gefühle nicht runter und ignorieren Sie sie nicht. Machen Sie ihnen verständlich, dass diese Gefühle ganz normal sind. Eine bessere Art des Beruhigens ist, ihnen das Gefühl zu geben, dass Sie ihnen zuhören und für sie da sind.
Neidich sagt: „Helfen Sie ihnen dabei, die Fakten zu verstehen, statt Gerüchte über den Virus zu glauben, sofern dass in Bezug auf ihren Entwicklungsstand möglich ist.“
Seien Sie ehrlich
Ganz wichtig ist, dass Sie die Kinder nicht belügen. Das ist einer jener Ratschläge für Eltern, der für alle Situationen zutrifft und nicht nur für den Coronavirus. So wie Sie immer die Wahrheit wissen möchten, so haben auch die Kinder das Recht darauf. Schließlich macht Wissen stark! Gleichzeitig müssen Sie aber auch darauf achten, Ängste oder Sorgen bei ihnen zu verstärken. Hierfür ist es wichtig, dass Sie die Situation rund um den Coronavirus kinderfreundlich und dem Alter entsprechend erklären, sondern auch, dass Sie dabei aufmerksam die Reaktionen beobachten.
Manche Eltern machen den Fehler, zu Fragen von Kindern, die Sie nicht beantworten können, Vermutungen aufzustellen. Stattdessen nutzen Sie doch die Situation, um gemeinsam nach den Antworten zu forschen. So informieren auch Sie gleich weiter und Sie können gleichzeitig Ihren Kindern erklären, dass nicht alles, was im Internet steht, korrekt und wahrheitsgetreu ist. Finden Sie gemeinsam zuverlässige Antworten auf Ihre Fragen. Geeignete Internetseiten sind beispielsweie die der WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder UNICEF.
Zeigen Sie den Kindern die richtigen Schutzmaßnahmen
Erwachsenen, die mit Angst aufgrund des Coronavirus zu kämpfen haben, wird unter anderem empfohlen, sich über die richtigen Schutzmaßnahmen zu infomieren und diese einzuhalten. Das gibt einem ein gewisses Gefühl der Kontrolle. Und den Kindern geeignete Schutzmnaßnahmen zu erklären ist auch einer unserer Ratschläge für Eltern. Erklären Sie ihnen,
- dass es wichtig ist, sich häufig und gründlich die Hände zu waschen, auch zwischen den Fingern. 20 Sekunden sollten sie mindestens unter laufendem Wasser und mit Seife gewaschen werden, am besten sogar 30.
- dass man notfalls auch ein Händedesinfektionsmittel mit 60% Alkohol verwenden kann, wenn man keine Seife zur Hand hat (Sie können auch selbst welches herstellen).
- dass man es vermeiden muss, sich die Augen, Nase oder den Mund zu berühren, da die Viren so in den Körper gelangen können. Das Gesicht ist also tabu!
- wie man richtig niest und hustet (in die Armbeuge oder in ein Taschentuch). Nutzt man ein Taschentuch, muss dieses sofort in den Müll geworfen werden.
- dass man auch Oberflächen zu Hause reinigen muss. Dabei können die Kinder mithelfen. Der Schreibtisch, Türklinken, Lichtschalter oder die Fernbedienung sind Dinge, die häufig berührt werden und regelmäßig gesäubert werden sollten.
- dass man einen gewissen Abstand zu Menschen mit Symptomen halten muss.
- dass man zu Hause bleiben soll, wenn man krank ist. So wie Sie nicht angesteckt werden wollen, so möchten es auch andere nicht.
Sehr wichtig ist auch, dass die Kinder Ihnen sofort mitteilen, wenn Sie sich in irgendeiner Weise unwohl fühlen.
Geben Sie Ihnen ein Gefühl der Sicherheit
Reduzieren Sie die Menge an Nachrichten, die Sie mit Ihren Kindern konsumieren. Oft können Kinder nicht die Bilder aus dem Fernsehen von der Realität trennen und seien wir mal ehrlich, in den Medien kann so manches schlimmer aussehen oder dargestellt werden, als es ist. Das soll nicht bedeuten, dass Sie Ihren Kindern Informationen zum Thema vorenthalten sollen. Aber es sollte in Maßen sein. Gleichzeitig sollten Sie den üblichen Tagesablauf möglichst einhalten. Dann fühlt sich Ihr Kind geborgen und sicher. Doch damit sind unsere Ratschläge für Eltern noch nicht vorbei:
Sollte es in Ihrer Nähe zu Infizierungen kommen, müssen Sie Ihre Kinder auch darüber informieren. Machen Sie jedoch keine Panik! Kinder erkranken kaum an dieser Krankheit und die meisten kranken Menschen haben nur leichte Symptome, die denen einer Erkältung ähneln. Auch wenn ein Aufenthalt im Krankenhaus (oder eine Quarantäne zu Hause) notwendig sein sollte, können Sie Ihr Kind beruhigen, dass es zwar möglicherweise eine langweilige (oder beängstigende) Zeit sein kann, es aber notwendig ist, um Freunde zu schützen.
Falls Ihr Kind trotz aufklärender Gespräche nicht gegen seine Angst ankommt und sogar Phobien oder Panikattacken in Bezug auf den Coronavirus entwickelt, „ist ein Therapeut, der Ihnen und Ihrem Kind dabei hilft, diese Ängste auf gesunde Weise zu überwinden, wahrscheinlich der nächste Schritt“, so Heidi McBain, lizensierte Eheberaterin und Familientherapeutin. Die Hauptsache ist, dass in der Familie weiterhin offen über alles gesprochen wird.
Seite der WHO; Seite von UNICEF; Website des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC); aktuelle Zahlen der Erkrankten, Geheilten und Verstorbenen weltweit hier