Psoriasis-Arthritis: Wie man die Krankheit erkennt und behandelt
Als wäre schuppende, juckende Haut nicht schon schlimm genug: Bei jeder dritten Psoriasis-Patientin entzünden sich zusätzlich einige Gelenke. Ohne Behandlung kann es passieren, dass die Gelenkzerstörung voranschreitet. Wirksame Medikamente verhindern das. Es beginnt mit kleinen Hautveränderungen. Manchmal zeigen die Finger- oder Fußnägel runde Vertiefungen und unschöne gelbe Verfärbungen. Irgendwann tun dann die Gelenke, der Rücken oder die Ferse weh. Viele verschiedene Beschwerden, die schwer einzuordnen sind. Bis am Ende die Diagnose Psoriasis-Arthritis (PsA) feststeht, vergeht oft einige Zeit. Weil die Entzündungen aber die Gelenke mit der Zeit zerstören, ist es wichtig, nicht zu lange mit dem Arztbesuch zu warten.
Inhaltsverzeichnis
Wie entsteht Psoriasis-Arthritis?
In Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen an der chronischen Autoimmunkrankheit Schuppenflechte, medizinisch Psoriasis. Das fehlgeleitete Immunsystem erkennt körpereigenes Gewebe als fremd an und bekämpft es. Die Folge ist juckende, schuppende Haut.
Bei 30 Prozent der Psoriasis-Patientinnen greift die Körperabwehr zusätzlich unterschiedliche Gelenke an, die sich daraufhin entzünden¹. Meist sind es die Endglieder von Fingern und Zehen. Doch auch größere Gelenke wie Knie, Hüfte, Schulter, Kreuz-Darmbein sowie die Wirbelsäule oder Sehnenansätze wie die Achillessehne können betroffen sein. Je länger die Entzündungen im Gelenk vorherrschen, desto stärker wird es zerstört.
Die Konsequenzen für den Alltag der Betroffenen sind weitreichend. Die einfachsten Handgriffe werden mit steifen Fingergelenken zur Herausforderung. Das macht sich privat genauso bemerkbar wie im Job. Viele Patientinnen ziehen sich immer mehr zurück, Depressionen sind eine typische Begleiterscheinung von Menschen mit Schuppenflechte-Arthritis.
Entzündung erkannt, Entzündung verbannt
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Damit es nicht so weit kommt, ist eine frühe Therapie wichtig. Moderne Medikamente können die Entzündungen gezielt hemmen und so die Beweglichkeit der Gelenke erhalten. Doch das ist leichter gesagt als getan – besonders bei jenen zehn Prozent der Fälle, bei denen PsA auftritt, bevor eine Schuppenflechte diagnostiziert wird. Bei etwa 80 Prozent treten die Gelenkbeschwerden erst Jahre oder Jahrzehnte nach den Hautsymptomen auf². Die restlichen zehn Prozent bekommen PsA gleichzeitig mit der Schuppenflechte. Damit die Krankheit möglichst schnell erkannt wird, haben Mediziner einen Patientenfragebogen entwickelt. Der sogenannte GEPARD (German Psoriasis Arthritis Diagnostic questionnaire) fragt verschiedene Symptome ab:
- „Haben Sie schon einmal Gelenkschmerzen gehabt, die mit einer Schwellung eines Gelenkes einhergingen?“
- „War bei Ihnen schon einmal ein ganzer Finger oder Zeh dick?“
- „Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie an einer Gelenkerkrankung leiden könnten?“
- „Litten Sie schon einmal an mindestens drei Tagen der Woche an Rücken- oder Gesäßschmerzen?“
Das sind einige von 14 Fragen, die die Betroffenen beantworten müssen. Haben sie mindestens vier davon bejaht, besteht Verdacht auf Schuppenflechte-Arthritis. Spätestens jetzt sollte ein Rheumatologe hinzugezogen werden, wenn die Hautärztin oder der Hautarzt nicht auf Psoriasis spezialisiert ist. Gemeinsam stellen die Mediziner eine passende Behandlung zusammen, die sich individuell danach richtet, wie schwer die Krankheit fortgeschritten ist.
Als Kurzzeittherapie kommen meist entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einsatz. Sie wirken gegen den Schmerz und hemmen gleichzeitig die entzündlichen Reaktionen in den Gelenken. Sogenannte Basistherapeutika verfolgen auf lange Sicht das Ziel, die Symptome dauerhaft zu lindern und Gelenkzerstörungen zu verhindern. Sie sollen ebenso wie Biologika dafür sorgen, dass die PsA nicht wieder aufflammt.
Biologika sind biotechnologisch hergestellte Antikörper, die gezielt die Wirkung von entzündungsfördernden Botenstoffen hemmen. Ihr Vorteil: Sie reduzieren nicht nur die Entzündungsprozesse in den Gelenken, sondern auch die der Haut.
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Biologika wirken üblicherweise schnell. Die Symptome gehen zurück, im Idealfall sind die Betroffenen nahezu beschwerdefrei. Damit das so bleibt, müssen sie alle drei bis sechs Monate von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin überprüfen lassen, ob die gewählte Therapie optimal anschlägt³. Ist das nicht der Fall, kann die Behandlung entsprechend umgestellt werden. Für die Beweglichkeit der Gelenke und damit die Lebensqualität der Betroffenen bedeutet eine erfolgreiche Therapie eine fühlbare Verbesserung.
Zusätzlich zur medizinischen Therapie können PsA-Patientinnen selbst aktiv werden: Bewegung ist beispielsweise nicht nur gut, um die betroffenen Gelenke geschmeidig zu halten. Bei Belastung schüttet die Muskulatur außerdem sogenannte Myokine aus, die entzündungshemmend wirken.
Wer sich aufgrund seiner Schuppenflechte mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt hat, weiß: Es gibt Lebensmittel, die Entzündungen fördern – zum Beispiel Fleisch, wenn es häufig verzehrt wird – und andere, die sie hemmen wie Fisch und einige pflanzliche Öle. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat zehn Regeln aufgestellt. Wer sich an sie hält, ernährt sich automatisch ausgewogen und gesund. In Verbindung mit einer passenden Therapie und ausreichend Bewegung sorgen Menschen mit PsA so dafür, dass sie sich wieder wohlfühlen können.
Quellen:
1. Gladman DD, Antoni C, Mease P, et al.: Psoriatic arthritis: epidemiology, clinical features, course, and outcome. In: Ann Rheum Dis. 2005;64:ii14-ii17.
2. Herrmann, M. Psoriasis arthritis – wenn Gelenke wehtun. Psoriasis-Netz. https://www.psoriasis-netz.de/magazin/fakten/psoriasis-arthritis-grundlagen/psoriasis-arthritis-%E2%80%93-wenn-gelenke-wehtun-r1119/ (27.05.2021)
3. Ott, C. Psoriasis-Arthritis: Rasche Therapie ist entscheidend. CME 15, 30 (2018). https://doi.org/10.1007/s11298-018-6724-z
4. Graßhoff, H. (2020). Psoriasis Arthritis – Ursachen und Behandlung. Vortrag. https://www.youtube.com/watch?v=3atg2C52HLM (27.05.2021)
5. Fux, C. (2015). Handbremse für Entzündungen. NetDoktor. https://www.netdoktor.de/magazin/handbremse-fuer-entzuendungen/ (27.05.2021)