„Body Positivity“ – nicht nur eine positive Einstellung zum eigenen Körper

von Ramona Berger
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Hashtag „Body Positivity“ positive Körperwahrnehmung sowie Selbstliebe

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Hashtag „Body Positivity“ – eine Bewegung, die in den vergangenen Jahren weltweit große Wellen geschlagen hat. Wir leben in einer Welt, in welcher viele Frauen sich unter großem Druck zur Perfektion fühlen. Auf Instagram & Co hat scheinbar jeder die perfekten Haare, die perfekte Haut, das perfekte Leben und eben den perfekten Body. Auch, wenn irgendwie jeder weiß, dass es sich dabei offensichtlich um eine künstliche Scheinwelt aus der richtigen Perspektive, schmeichelhaften Licht, einer gekonnten Pose, Filtern, Photoshop und anderen Tricks handelt, eifern dennoch immer mehr Frauen diesen Vorbildern nach.

Das „Body Shaming“ muss ein Ende finden

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Das Schönheitsideal hat sich im Laufe der Jahrhunderte zwar mehrfach verändert, doch schon immer gab es ein „Richtig“ oder „Falsch“ für Frauen. Wer im alten Griechenland oder der italienischen Renaissance nicht füllig war, galt nicht als attraktiv. In den 1920er Jahren waren Frauen plötzlich im „Idealfall“ burschikos und in den 1960er Jahren möglichst schlank nach dem Vorbild des ersten Supermodels „Twiggy“. Noch zehn Jahre zuvor war die „perfekte“ Frau rundlich mit schlanker Taille ähnlich einer Sanduhr und um 1970 stand der Sinn plötzlich nach gesunden Rundungen und Sportlichkeit. All diese Trends mitzugehen, ist beinahe unmöglich und so gab es stets eine Menge Frauen – ja, im Regelfall die Mehrheit – welche keine solch angeblich perfekte Figur hatten.

Und auch heute hat nicht jeder einen Po à la Kylie Jenner oder die „Thigh Gap“. Die Folge ist nicht selten eine Form von „Body Shaming“. All die angeblich nicht perfekten Frauen fühlen sich in ihrer Haut unwohl, streben unerreichbaren Schönheitsidealen nach, riskieren dafür vielleicht sogar ihre Gesundheit oder werden in Social Media von anderen Usern angefeindet. „Body Shaming“, sei es also passiv im Sinne der Unzufriedenheit mit sich selbst oder aktiv beispielsweise durch fiese Kommentare im Internet, ist zu einem großen Problem unserer Zeit geworden und mit ein Grund dafür, weshalb immer mehr Frauen – und auch Männer – an Minderwertigkeitskomplexen aufgrund ihrer Figur leiden.

Beinahe jede Frau ist mit ihrem Körper unzufrieden

Beinahe jede Frau ist mit ihrem Körper unzufrieden

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Die Folgen, welche der Fokus auf Äußerlichkeiten und die Gefahr von „Body Shaming“ mittlerweile nach sich ziehen, haben ein enormes Ausmaß angenommen: Ganze 92 Prozent der deutschen Frauen sind laut ÄrzteZeitung mit ihrem Körper unzufrieden. Bei den Männern sind es ebenfalls fast 80 Prozent. Bei einigen geht die Scham sogar so weit, dass sie sich vor ihrem Partner nur ungerne nackt zeigen. Mehr als ein Viertel der Frauen wäre dazu bereits, bis zu 30.000 Euro zu bezahlen, damit ihre Problemzonen verschwinden. Dies erklärt, weshalb simultan die Zahlen der Schönheitsoperationen stetig wachsen.

Body Positivity Bewegung sich im eigenen Körper wohlfühlen

Welches Potenzial hat „Body Positivity“ als Gegenbewegung?

Die „Body Positivity“ soll dieser Entwicklung ein Ende setzen. Auch, wenn sie derzeit in aller Munde ist, handelt es sich dabei aber genau genommen nicht um eine neue Erfindung. Stattdessen begann die Bewegung bereits in den 1990er Jahren und ein Blick auf die Statistiken zeigte zur Jahrtausendwende erste Erfolge im Sinne einer höheren Zufriedenheit der Frauen sowie Männer mit ihrem Körper. Dank Instagram und anderen sozialen Netzwerken hat sich das aber schnell wieder geändert. Das „Body Shaming“ erscheint aktuell so schlimm wie nie zuvor. Der Grund, weshalb nun die „Body Positivity“ erneut einen Aufschwung erlebt und es im Jahr 2012 erstmalig auch in die etablierten Medien schaffte, als des SEVENTEEN MAGAZINE beschloss, das Airbrushing der Models einzustellen.

Body Positivity eine grundlegende Zufriedenheit mit sich selbst

Weitere Aktionen wie die Verbannung von Wörtern wie „Bikini Body“ aus der WOMEN’S HEALTH oder Features mit Models für Übergrößen in der SPORTS ILLUSTRATED folgten. Bei der Miss Teen USA Wahl gibt es mittlerweile keine „Swimsuit Competition“ mehr und auch immer mehr Influencer auf Plattformen wie eben Instagram entscheiden sich bewusst gegen die Bearbeitung ihrer angeblichen Schönheitsmakel auf ihren Fotos. Plötzlich sind in den bislang so perfekten Feeds Cellulite zu sehen, oder Dehnungsstreifen, Leberflecken, Speckröllchen und Narben.

Was aber ist „Body Positivity“ wirklich?

Ein Stück weit bedeutet der Hashtag „Body Positivity“ also tatsächlich eine kleine Revolution, wenn es um die Themen Körperwahrnehmung sowie Selbstliebe geht. Was auf den ersten Blick gut klingt, stand aber in letzter Zeit auch vermehrt in der Kritik. Denn die Vorurteile, welche in unserer Gesellschaft herrschen, halten sich hartnäckig. So müssen beispielsweise übergewichtige Menschen Nachteile im Berufsleben in Kauf nehmen, da sie mit Attributen wie Faulheit oder einer fehlenden Disziplin in Verbindung gebracht werden. Daran ändert auch leider eine positive Einstellung nichts. Diese Stereotypen werden sich nicht innerhalb weniger Monate oder Jahre aufgrund eines Hashtags ändern.

Body Positivity positive Einstellung zum eigenen Körper

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Zudem läuft „Body Positivity“ Gefahr, wiederum als Marketing-Tool genutzt und dadurch ein Stück weit missbraucht zu werden. Viele Marken verwenden den Hype, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie beispielsweise die Fotos ihrer Models nicht mehr retuschieren. Eine Entwicklung, die zwar vorteilhaft ist. Jedoch bleibt fraglich, wie lange die guten Vorsätze anhalten, wenn „Body Positivity“ zum neuen Normal geworden ist. Die Nachhaltigkeit der Bewegung lässt sich also aktuell noch nicht abschätzen. Zwischen Instagram-Feeds, Marketing-Tools & Co gerät aber schnell das Eigentliche in Vergessenheit: Es soll darum gehen, sich in seinem Körper wohlzufühlen. Das muss nicht jeden Tag und auch nicht immer für 24 Stunden am Tag der Fall sein und bedeutet nicht, sich nicht ändern zu können oder zu wollen. Aber es sollte eine grundlegende Zufriedenheit mit sich selbst bestehen. Das Stichwort ist bereits gefallen: Selbstliebe.

Lifestyle der eigenen Gesundheit zuliebe optimieren Body Positivity

Ein positives Selbstbild schließt Optimierungen nicht aus

Einige Menschen versuchen nun, die „Body Positivity“ wiederum als Anhaltspunkt für das „Body Shaming“ zu nutzen. Plötzlich ist es nicht mehr erlaubt, abnehmen zu wollen oder ins Fitnessstudio zu gehen, denn das würde zwangsläufig eine fehlende Selbstliebe bedeuten, richtig? Falsch! Sich selbst zu lieben bedeutet nicht, seinen Körper oder Lifestyle nicht optimieren zu können. Überschüssiges Fett zu verbrennen sollte schon alleine der eigenen Gesundheit zuliebe und in Kombination mit einem achtsamen Lebensstil ein Ziel für jeden Menschen sein, nicht nur aufgrund der Äußerlichkeiten. Stattdessen geht es bei „Body Positivity“ um ein ganzheitliches Lebenskonzept mit dem Ziel der Selbstliebe und -achtung zum Wohle der eigenen (psychischen) Gesundheit – man selbst sein, gesund sein, glücklich sein. Sie ist also weit mehr als „nur“ ein Hashtag!

Glückliche Frauen verschiedene Größen und Körpertypen Body Positivity

Bilderquellen:

Pixabay.com / jill111, StockSnap
Unsplash.com / rawpixel, Court Prather, Laura Marques,Sharon McCutcheon

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Ramona aus Frankfurt ist Mutter der zweijährigen Kaia. Ihre Leidenschaften sind Zumba, Natur und Gärtnern, was sie in ihrem Hinterhofparadies auslebt. Sie sucht ständig nach Mama-Hacks und Kochtipps, um den Alltag effizienter zu gestalten. Kreative Ideen für Kinderentwicklung und aktuelle Trends in Mode und Ernährung begeistern sie ebenfalls. Seit 2013 schreibt Ramona für Deavita, stets gründlich recherchiert und oft durch Experteninterviews gestützt. Sie hat Psychologie in Freiburg studiert.