Blumenuhr anlegen – können die Pflanzen im Garten wirklich die Zeit anzeigen?
Wussten Sie schon, dass sich die Uhrzeit am Öffnen und Schließen der Blüten verschiedener Pflanzen ablesen lässt? Zahlreiche Blumen und blühende Kräuter öffnen sich und schließen sich nämlich jeden Tag zur gleichen Zeit. Der Naturwissenschaftler Carl von Linne hat genau auf diesem Prinzip seine Erfindung basiert. In einem runden Hochbeet pflanzte er zahlreiche Blumen, Kräuter und blühende Stauden an. Je nach dem Blütestand konnte er dann erkennen, wie spät es ist. Das Konzept haben inzwischen zahlreiche Hobbygärtner und Landschaftsarchitekten aus ganzer Welt weiter entwickelt. Wenn auch Sie eine Blumenuhr anlegen möchten, kommen wir gerne zur Hilfe und verleihen Ihnen einen Überblick über die zahlreichen Varianten.
Inhaltsverzeichnis
Das Öffnen der Blüten berücksichtigen und Blumenuhr anlegen
Schon längst bevor der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linne seine erste Blumenuhr anlegte, haben sich die Menschen an den Pflanzen und Blumen orientiert – in Afrika hat sich zum Beispiel die einheimische Bevölkerung schon längst an einer Wildblume orientiert, die beim Sonnenaufgang ihre Blüte öffnete und beim Sonnenuntergang sie schloss. In Mitteleuropa haben die Bauern den Bocksbart beobachtet – er schliesst seine Blüten genau zum Mittag. Heutzutage ist es schon wissenschaftlich bewiesen, dass die Pflanzen eigene Bewegungsrhythmen haben. Dabei verhalten sich die Blumen ortsspezifisch – eine und dieselbe Art kann sich an die Wetterbedingungen verschiedener Regionen anpassen und ihre Blütezeit dementsprechend neu einstellen. Es bleibt unklar, wie genau der komplizierte Mechanismus geregelt wird. Vermutlich spielen dabei die Temperatur und das Sonnenlicht eine Rolle.
Eins steht auf jeden Fall fest – die Pflanzen können effektiv ihre Blüten vor Regen schützen und ihre Blätter am Tag optimal für die Fotosynthese ausrichten – das heißt, dass sie die Uhrzeit ablesen und den Wetterwechsel rechtzeitig erkennen können. Dazu kommt noch die Tatsache, dass sie Insekten zur Bestäubung erfolgreich anlocken. Die verschiedenen Blütezeiten hängen also mit der täglichen Routine von Bienen und co. zusammen – würden alle Blumen, Sträucher und Bäume zur selben Tageszeit ihre Blüten öffnen, dann wäre der Konkurrenzkampf zwischen den Pflanzen einfach zu groß. Noch wichtiger – die verschiedenen Pflanzen werden von verschiedenen Insektenarten bestäubt. Die Blüten der Primeln haben zum Beispiel eine spezifische Form, die nur von Motten bestäubt werden kann. Doch Motten gehen aus ihren Verstecken erst nach dem Sonnenuntergang aus – zu diesem Zeitpunkt haben die meisten Vögel schon Unterkunft für die Nacht gefunden. Dementsprechend öffnen die Primeln ihre Blüten erst am Abend. Zusammengefasst:
- Die Blumen öffnen ihre Blüten zu verschiedenen Zeiten, damit sie sich nicht für Bienen, Schmetterlinge und andere bestäubende Insekten konkurrieren müssen.
- Sie richten sich nach den Vorlieben der Insekten aus und öffnen ihre Blüten dann, wenn die bestäubenden Insekten fliegen
- Je nach der Klimazone und den Wetterbedingungen in der Region, kann die Blütezeit stark variieren.
Die Grundprinzipien im Überblick
Wer eine Blumenuhr anlegen möchte, der muss die Grundprinzipien der Installationen kennen. Hier sind die wichtigsten im Überblick:
- Das Hochbeet: Es sollte nach Süden gerichtet werden, und nicht im Schatten liegen. Optimal ist ein sonniger Standort mit Hanglage in der Nähe vom Gartenteich – Wasser zieht die Insekten an.
- Aufteilung – das runde Hochbeet wird je nach den Vorlieben entweder in vier oder in zwölf kleinere Beeten eingeteilt. In den einzelnen Beeten werden dann Blumen und Kräutern angepflanzt, die zur selben Zeit ihre Blüte öffnen.
- Dabei müssen auch die anderen Vorlieben der Pflanzen wie Bodenstruktur, Bodennässe, Standort, berücksichtigt werden. Anfänger können in jedem Beet nur eine Blumenart bepflanzen, anstatt mehrere zu kombinieren.
- Theoretisch kann ein Holzstab in der Kreismitte gesteckt werden, so dass der Schatten der Sonnenuhr auf das jeweilige blühende Beet fällt und auf diese Weise die Zeit zeigt. In Realität wird viel öfter ein Uhrwerk aus Metall montiert, der mit Strom aus dem Festnetz oder mit Solarzellen betrieben ist.
- Die Blumenuhr funktioniert im besten Fall nur im Sommer und hängt sowohl von den Klimabedingungen, als auch vom Wetter ab – an kühlen Sommertagen, beim Unwetter oder wenn es stundenlang regnet halten die meisten Pflanzen ihre Blüten geschlossen.
- Die Blumenuhr ist nicht immer pünktlich. Werden die Blumen von Insekten bestäubt, schließen sie automatisch ihre Blüten und die Uhr geht vor. Und umgekehrt – werden die Blumen nicht rechtzeitig von Insekten bestäubt, dann bleiben die Blüten länger offen – die Uhr geht demzufolge nach. Die Gartenlage spielt dabei eine entscheidende Rolle – auf dem Lande halten viele Menschen Bienen, in der Stadtvilla sind Insekten eher Seltenheit.
Vor welchen Herausforderungen stehen Hobbygärtner?
Selbst wenn theoretisch die Anleitung für die Hobbygärtner, die eine Blumenuhr anlegen möchten, sehr einfach umzusetzen scheint, stehen in der Praxis die meisten Enthusiasten vor großen Herausforderungen. An erster Stelle besteht das Problem, dass Carl von Linne in Upsala wohnte, als er die Blumenuhr entwickelte. Zu diesem Zeitpunkt war der Tag in Nordeuropa deutlich länger als im Mittel- und Südeuropa. Das heißt, Blumen, die in Upsala schon um 6 Uhr ihre Blüten öffneten, waren um 9 in New York immer noch geschlossen. Zudem kommt noch die Tatsache, dass viele der Wildblumen, die der Naturwissenschaftler in seiner Studie beschrieben hat, heutzutage als Unkraut gelten. Manche Wissenschaftler bezweifeln, dass von Linne überhaupt eine Blumenunhr angelegt hatte.
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Immer öfter scheitern die Versuche der Landschaftsarchitekten, die eine Blumenuhr anlegen möchten. Unter anderem auch deswegen, weil die Pflanzen nicht nach einem festen Zeitplan handeln, sondern sich an die Gartengegebenheiten anpassen. So fällt es selbst erfahrenen Forschern schwierig, die Tageszeit genau abzulesen. Doch das ist im Großen und Ganzen auch nicht der Zweck – die Blumenuhr soll vor allem den Garten optisch aufwerten und als Blickfang im Außenbereich gestellt werden.
Die größte Herausforderung ist mit den Unterschieden zwischen den verschiedenen Regionen eng verbunden – das heißt, jeder Hobbygärtner muss als Erstes die Blumen im eigenen Garten für mindestens einen Sommer täglich beobachten, die Blütezeiten im Tagebuch aufschreiben und erst dann, im nächsten Jahr, kann es mit dem Anpflanzen losgehen. Es ist also vor allem Geduld gefragt.
Welche Blumen kommen in Frage?
Die Liste der Blumen, die ursprünglich von Carl von Linne empfohlen wurden, wurde mit der Zeit nach und nach ergänzt. Heutzutage werden zahlreiche Listen angeboten, unten bieten wir Ihnen ein Beispiel für gelungene Kombinationen aus saisonalen Blumen:
Am Morgen öffnen sich die Blüten von:
5:00 Uhr – Mohnblume, 6:00 – Zaunwinde, 7:00 – Huflattich, Seerose, 8:00 – echte Schlüsselblume, Habichtskraut, 9:00 – Gänseblume, Pfingstnelke, 10:00 – Sauerampfer, kleine Käsepappel, 11:00 – Gemüse-Gänsedistel, Tigerlilie, 12:00 – Eisblume, 16:00 – Wunderblume, Nachtkerze 20:00 – Primeln
Am Abend schließen sich die Blüten von:
14:00 – Endivien, 15:00 – Kürbis, 16:00 Huflattich, 16:00 – Sauerampfer, 17:00 – Seerose, 18:00 – Mohnblume, 21:00 – echte Schüsselblume.
Natürlich können Sie experimentieren und einzelne Pflanzenarten durch andere ersetzen, oder neue zu der Liste hinzufügen. Beobachten Sie die Blumen, schreiben Sie in einem Tagebuch alles auf, was Ihnen einen Eindruck macht. Versuchen Sie dabei, einjährige mit mehrjährigen Blumen zu kombinieren. Entscheiden Sie sich für sommerblühende Pflanzen und kombinieren Sie diese mit attraktiven Ziergräsern. Teilen Sie die Uhr in 12 Bereichen auf und trennen Sie diese mithilfe von immergrünen Heckenpflanzen voneinander.
Wie sieht in Wirklichkeit eine Blumenuhr aus?
Da sich die oben genannten Blumen nur mühsam kombinieren lassen, einige von denen als Unkraut gelten und daher sich rasch vermehren, andere wie die Seerose sich nur im Wasser anpflanzen lassen, haben sich die Landschaftsarchitekten andere Gestaltungen überlegt und die traditionelle Blumenuhr neu konzipiert. So wird sie heutzutage meistens in vier Bereichen aufgeteilt, wo dementsprechend Blumen, die am Tag, und solche, die am Abend blühen, angepflanzt werden. Dekoriert wird dann mit saisonalen Blumen, immergrünen Heckenpflanzen, Stauden, Bodendecker. Sogar Sukkulente kommen in Frage.
Berühmte Installationen in Europa und Amerika
Gelegen in Ontario, Kanada, der Nationalpark Niagara bietet seinen Besuchern viel mehr als nur Abenteuer – die Touristen können zudem die wunderschöne Natur bestaunen und den großen botanischen Garten besuchen. Begrüßt werden sie dabei von einer Blumenuhr, die zweimal im Jahr neu angelegt wird. Im Winter wird sie mit immergrünen Bodendeckern gestaltet, im Sommer sorgt eine Blütenpracht für fröhliche Stimmung.
Die Blumenuhr in Schottland wurde im Jahr 2016 angelegt – Sukkulente und blühende Wüstenpflanzen verleihen der eigenartigen Gartenskulptur einen exotischen Look. Die Uhr funktioniert heute immer noch und wird einmal im Jahr neu angelegt.
Andere Sehenswürdigkeiten mit Blumenuhren:
In Australien: Eine Blumenuhr im botanischen Garten in Melbourne, Australien, zieht automatisch die Blicke auf sich. Die Installation befindet sich der Nationalgalerie “Königin Viktoria” gegenüber und enthält mehr als 7000 Blumen , die zwei Mal im Jahr gewechselt werden.
Eine der größten Blumenuhren der Welt ist zur Zeit in der mexikanischen Stadt Zacatlan de la Manzanas gelegen. Sie hat einen Diameter von fast 5 Metern.
Zwei weitere Blumenuhren sind in der Stadt Genf in der Schweiz gelegen. Der Eingang vom englischen Garten ist mit der Blütenpracht verziert. Modern präsentiert sich die Installation in der Stadt Zürich – die günstige Lage direkt an der Seeküste zieht die Insekten ein, und die Passanten können die geschlossenen und geöffneten Blüten bestaunen.
Sogar in Indien haben sich die Hochbeeten mit Blumen und Uhrwerk erfolgreich etabliert – im Unterschied zu Europa und den USA werden dort die Blumenuhren in Privatgärten angelegt. Der König von Malaysia hat eine mit GPS ausgerüsteter Anlage.
Der bekannte Naturwissenschaftler Carl von Linne hat lange Jahre an der Entwicklung einer Blumenuhr gearbeitet. Ihm ist es angeblich als Erster gelungen, das Konzept in Details zu klären und sogar eine mit Kräutern und Wildblumen bepflanzte Sonnenuhr im botanischen Garten in Upsala anzulegen. Heutzutage haben viele Landschaftsarchitekten seine Idee weiterentwickelt und in zahlreichen Städten sind die Ergebnisse ihrer Arbeit zu bestaunen – von Mexiko über Kanada, bis hin zu der Schweiz, Tschechien und sogar Indien – die Blumenuhr verziert botanische Gärten, Parks, die Innenhöfe öffentlicher Gebäude und sogar den Palast vom König von Malaysia. Die modernen Ausführungen sind nicht mehr mit Sonnenuhren, sondern mit hochwertigem Uhrwerk ausgestattet und sogar mit GPS-System ausgerüstet. Die Blumen, Stauden, Bodendecker, Ziergräser, Sukkulente und sogar Heckenpflanzen werden dabei nicht mehr ausschliesslich nach den Öffnungszeit ihrer Blüten arrangiert, sondern dienen eher als dekoratives Element.
Wer trotzdem gerne dem Original-Konzept folgen möchte, kann im eigenen Garten den Look nachmachen. Einfach ein Uhrwerk (oder Stahl als Sonnenuhr) montieren, dann vier kleinere getrennte Hochbeete bauen und mit Blumen bepflanzen. Fertig!
In der Fotostrecke unten finden Sie weitere inspirierende Beispiele für Blumenuhren aus ganzer Welt – lassen Sie sich davon begeistern und vielleicht gelingt es Ihnen mit bisschen Geduld, selber eine im eigenen Außenbereich anzulegen. Dabei ist es vor allem Phantasie gefragt – lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, probieren Sie verschiedene Varianten im Kleinformat aus und testen Sie, welche in ihrer Gartenoase am besten funktioniert. Das Beste an der Idee ist es, dass sie die Sonnenuhr immer neu mit saisonalen Blumen inszenieren können. Und selbst wenn Ihnen nicht gelingt, die genaue Zeit von der Blumenuhr abzulesen, haben Sie dann einen Blickfang kreiert.
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