Die vielleicht umfangreichste Online Enzyklopädie Wikipedia wird heute, zum ersten Mal in seiner 10-jährigen Geschichte, für 24 Stunden abgeschaltet. Der Grund: neue Urheberrechtsreformen der EU, gegen die das Internetportal protestiert. Tritt die Reform in Kraft, dann müssen alle Plattformen Inhalte löschen, die die Nutzer ohne Urheberlizenz online gestellt haben. Umso mehr, in diesen Fällen werden die Plattformen haftbar gemacht, egal ob sie damit Geld verdienen oder nicht. Das trifft besonders Internetportale wie Wikipedia, die täglich von den Usern selbst mit Informationen und Bildern erweitert werden.
Zwar sind in der neuen EU-Regelung einige Ausnahmefälle vorgesehen, für wen sie gelten, ist aber noch nicht klar. Der Leiter für Politik und Recht bei Wikipedia John Weitzmann befürchtet, der ganze Ansatz für Ausnahmeregelungen sei sehr lückenhaft. Im Endeffekt könnten die EU-Richtlinien zur Einführung der sogenannten Upload Filtern führen, das ist die einzige Variante, die Daten zu überprüfen und zu kontrollieren. Als Protest gegen eine Zensur haben sich deswegen die aktiven Autoren, die regelmäßig Texte verfassen und Bilder hochladen, für einen Wikipedia-Blackout entschlossen. Rund 200 Wikipedianer haben an einer Abstimmung teilgenommen, die Mehrheit hat der Abschaltung zugestimmt.
Die vorgesehene Reform wurde nicht nur von der Enzyklopädie Wikipedia, sondern auch vom Bibliothekverband kritisiert. Am Montag hat sich sein Präsident, Heinz-Jürgen Lorenzenn gegen die Artikel 11 und 13 geäußert und meinte, sie müssen neu gefasst werden. Auch die Politiker sind sich nicht einig: während die Union die Artikel nicht verändern möchte, trotzdem aber die Einführung der umstrittenen Upload Filtern bundesweit verhindern möchte, möchte die SPD im EU-Parlament Änderungsvorschläge einreichen.
Wikipedia wird am 22 März um 0:00 wieder online gestellt.