CSRD 2025 Umfrageergebnisse: So bewerten deutsche Unternehmen die Nachhaltigkeitsberichtspflicht

In Deutschland ist die Zustimmung zur CSRD 2025 deutlich geringer als in anderen EU-Ländern. Was steckt dahinter – und was sagen die Unternehmen wirklich?

von Ramona Berger
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Europa steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Die EU-Kommission plant mit ihrem „Omnibus“-Paket, die Nachhaltigkeitsberichterstattung – insbesondere die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – deutlich zu vereinfachen. Das könnte drastische Auswirkungen haben. Doch wie stehen Unternehmen dem gegenüber? Die neue Umfrage von #WeAreEurope in Zusammenarbeit mit der HEC Paris bringt überraschend klare Antworten. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst.

Die Grundstimmung: Zwischen Zustimmung und Verbesserungsvorschlägen

Mehr als 1.000 Führungskräfte aus 26 europäischen Ländern – darunter viele auf C-Level-Ebene – wurden befragt. Das Ergebnis: Die CSRD stößt mehrheitlich auf Zustimmung. Rund 61 Prozent der Befragten zeigten sich mit der Richtlinie in ihrer jetzigen Form zufrieden. Nur 17 Prozent äußerten sich negativ. Besonders interessant: Auch Unternehmen, die durch das Omnibus-Paket künftig von der Berichtspflicht befreit wären, stehen der Richtlinie überwiegend positiv gegenüber.

57 % der Firmen mit 250–499 Mitarbeitenden und 67 % derjenigen mit 500–999 Beschäftigten sind weiterhin zufrieden mit der bestehenden Regelung.

Ein genauer Blick auf die Länderdaten zeigt allerdings deutliche Unterschiede. In Deutschland fällt das Urteil deutlich zurückhaltender aus: Hier gaben nur 43 Prozent der Befragten an, mit der aktuellen Ausgestaltung der CSRD zufrieden oder sehr zufrieden zu sein – im Vergleich zu 61 Prozent im gesamteuropäischen Schnitt. Deutsche Unternehmen begegnen der Richtlinie damit spürbar kritischer oder neutraler als ihre europäischen Nachbarn.

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Was die CSRD aus Sicht vieler Unternehmen dennoch attraktiv macht, ist ihre Rolle als strategisches ESG-Instrument. Sie schafft mehr Transparenz für Investoren und Stakeholder, stärkt unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategien und unterstützt eine langfristige Risikobewertung. Viele Führungskräfte sehen in der Richtlinie auch eine wichtige Stütze für die europäische Vision eines nachhaltigen Wirtschaftsraums.

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In Deutschland zeigten sich die Befragten deutlich zurückhaltender, was die Wirksamkeit der CSRD im Hinblick auf die Erreichung der Ziele des Green Deal betrifft. 10 Prozent weniger deutsche Teilnehmende als im europäischen Durchschnitt trauen der Richtlinie zu, hier tatsächlich einen entscheidenden Beitrag zu leisten.

Auch regionale Kontraste wurden deutlich: Befragte aus Osteuropa äußerten die größten Bedenken und empfanden die Umsetzung der CSRD als besonders herausfordernd. Im Gegensatz dazu zeigen die nordischen Länder, Westeuropa und insbesondere Frankreich eine starke grundsätzliche Unterstützung für die Richtlinie. Deutschland liegt mit einem Unzufriedenheitswert von 21 Prozent recht nah an Frankreich (16 Prozent) – was in starkem Kontrast zu jüngst verbreiteten politischen Narrativen in Deutschland steht, wonach deutsche Unternehmen angeblich nicht bereit oder willens seien, ESG-Berichterstattung ernsthaft umzusetzen.

Wo es hakt – und worauf es jetzt ankommt

Trotz der Zustimmung gibt es auch klare Kritikpunkte. Besonders häufig genannt wird das Fehlen konkreter Anleitung und praxisnaher Hilfestellungen bei der Umsetzung. 69 % der befragten Unternehmen fühlen sich mit den Anforderungen allein gelassen.

63 % der kleineren und mittleren Unternehmen empfinden die Anforderungen zudem häufig als überdimensioniert. Zeit- und Kostenaufwand spielen dabei eine zentrale Rolle. Das Reporting ist aufwendig, komplex und bindet Ressourcen, die gerade bei kleineren Teams oft knapp sind.

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In Deutschland wird dieser Punkt noch deutlicher empfunden als im europäischen Durchschnitt: 69  Prozent der deutschen Befragten halten die CSRD für unangemessen im Hinblick auf die Belastung kleinerer Unternehmen – europaweit teilen 63 Prozent diese Einschätzung.

Bemerkenswert ist allerdings, dass die Sorge vor einem Wettbewerbsnachteil gegenüber außereuropäischen Firmen eher eine untergeordnete Rolle spielt. Für die meisten Unternehmen liegen die Herausforderungen intern – nicht im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Weltmarkt.

Omnibus-Initiative: Mehr Skepsis als Unterstützung

Die EU-Kommission schlägt mit dem Omnibus-Paket eine deutliche Einschränkung des Anwendungsbereichs der CSRD vor. Künftig sollen nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden berichtspflichtig sein. Das würde rund 80 Prozent der bisher erfassten Firmen aus der Pflicht entlassen.

Doch dieser Vorschlag stößt auf wenig Begeisterung. Nur ein Viertel der befragten Führungskräfte befürwortet die Omnibus-Pläne. Vor allem Unternehmen mit 250 bis 999 Mitarbeitenden äußern deutliche Skepsis. Statt einer radikalen Kürzung wünschen sich viele eine moderatere Anpassung. Eine Schwelle von 500 Mitarbeitenden findet doppelt so viel Zustimmung wie die vorgeschlagene 1.000er-Grenze. Selbst Unternehmen, die bei einer 1.000er-Grenze aus dem Raster fielen, sprechen sich mehrheitlich für den Zwischenwert aus.

Wie die CSRD besser werden kann

Viele Unternehmen haben bereits konkrete Verbesserungsvorschläge parat. Ein Wunsch steht ganz oben: mehr Automatisierung. Derzeit ist das Reporting noch stark manuell geprägt. Digitale Tools wie Greenly, die Daten erfassen, auswerten und in Berichte überführen, könnten nicht nur den Aufwand reduzieren, sondern auch die Qualität der Berichte verbessern.

Ein weiterer Wunsch: Weniger Pflichtindikatoren in den ESRS (European Sustainability Reporting Standards). Die Vielfalt und Tiefe der aktuellen Vorgaben überfordert viele – vor allem kleinere Betriebe, die keine eigenen Nachhaltigkeitsabteilungen haben. Ein schlankerer Indikatorenkatalog würde vieles vereinfachen, ohne die Aussagekraft der Berichte zu gefährden.

Auch eine klarere Definition der Anforderungen und praxisnahe Hilfestellungen – etwa in Form von Best-Practice-Leitfäden – würden viele begrüßen. Das Ziel ist klar: Die CSRD soll handhabbar, aber weiterhin wirkungsvoll bleiben.

Dabei geht es nicht nur um die Komplexität, sondern auch ganz handfest um Zeit und Geld. Wie die Börsen-Zeitung berichtet, sind die Kosten für die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts erheblich. „Jede zusätzliche Seite bedeutet mehr Aufwand und höhere Kosten.“ Unternehmen müssen personelle Ressourcen für die Datenerhebung und die Erstellung der Berichte bereitstellen. Zusätzlich entstehen Ausgaben für externe Berater, die gestalterische Umsetzung und schließlich für die Wirtschaftsprüfung. „Schnell bewegen sich diese Kosten im siebenstelligen Bereich“, heißt es weiter.

Ein Blick auf die Praxis macht das Ausmaß deutlich: Laut Börsen-Zeitung kommen die Nachhaltigkeitsberichte der DAX‑Konzerne im Durchschnitt auf beeindruckende 148 Seiten  – ein enormer Umfang, der nicht nur Personal bindet, sondern auch die Kosten explodieren lässt.

Stimmen aus der Wissenschaft

Prof. François Gemenne und Brian Hill, Studienleiter der HEC Paris, betonen die Bedeutung faktenbasierter Entscheidungen. In ihren Worten:

„In einem Umfeld geopolitischer Unsicherheiten muss sich die EU bei weitreichenden Entscheidungen wie der CSRD auf fundierte Informationen stützen. Die vielfältigen Perspektiven aus der Praxis müssen in die politischen Entscheidungen einfließen.“

Ein klarer Appell an die politischen Entscheidungsträger:innen, wirtschaftliche Realitäten ernst zu nehmen – ohne dabei die europäischen Nachhaltigkeitsziele aus den Augen zu verlieren.

Fazit: Weniger ist nicht automatisch mehr

Das große Bild ist klar: Unternehmen in Europa wollen nicht weniger Nachhaltigkeitsberichterstattung – sie wollen eine bessere, praxisgerechtere Version. Die CSRD bietet solide Grundlage – mehr noch, sie wird von vielen als hilfreiches Rahmenwerk gesehen.

Eine vollständige Rücknahme der Anforderungen wäre ein Rückschritt. Vielmehr lautet die Devise: Weiterentwickeln statt abbauen. Erfolgsfaktoren: gezielte Automatisierung, pragmatische Schwellenwerte und ein abgestimmter ESRS-Katalog.

Hier können Sie die vollständigen Umfrageergebnisse einsehen: Weareeurope Umfrage Mai 2025 

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Ramona aus Frankfurt ist Mutter der zweijährigen Kaia. Ihre Leidenschaften sind Zumba, Natur und Gärtnern, was sie in ihrem Hinterhofparadies auslebt. Sie sucht ständig nach Mama-Hacks und Kochtipps, um den Alltag effizienter zu gestalten. Kreative Ideen für Kinderentwicklung und aktuelle Trends in Mode und Ernährung begeistern sie ebenfalls. Seit 2013 schreibt Ramona für Deavita, stets gründlich recherchiert und oft durch Experteninterviews gestützt. Sie hat Psychologie in Freiburg studiert.