Sie sind in fast jeder Küche zu finden: schwarze Plastiklöffel, Schneidebretter aus Kunststoff – praktisch, preiswert, und schnell zu reinigen. Doch aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Genau diese Utensilien könnten gefährliche Stoffe in Ihre Lebensmittel abgeben. Was bedeutet das für Ihren Alltag – und welche Alternativen sind sicherer?
Schwarze Plastik-Utensilien: Giftstoffe aus Elektroschrott?
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Eine im Fachjournal Chemosphere veröffentlichte Studie von Megan Liu, Sicco H. Brandsma und Erika Schreder (2024) analysierte 203 schwarze Kunststoffprodukte – von Kinderspielzeug über Fast-Food-Tabletts bis hin zu Küchenutensilien. Das Ergebnis war alarmierend: Rund 85 % dieser Artikel enthielten brom- oder phosphorbasierte Flammschutzmittel wie decaBDE, die ursprünglich für die Elektronikindustrie entwickelt wurden und durch das Recycling von Elektroschrott in Alltagsprodukte gelangen.
Die analysierten Produkte bestanden oft aus Kunststoffen wie ABS oder HIPS, die typischerweise in alten Fernsehern, Computern oder Kabeln verwendet werden. Besonders alarmierend: Selbst nach internationalen Verboten finden sich in diesen recycelten Materialien weiterhin Schadstoffe wie decaBDE, DBDPE oder TBPP-TAZ, die mit Krebs, hormonellen Störungen, Entwicklungsproblemen bei Kindern sowie Immun- und Nervenschädigungen in Verbindung gebracht werden.
Was bedeutet das für Sie konkret?
Die Forscher:innen fanden in Küchenutensilien Konzentrationen von bis zu 22.800 mg/kg an Flammschutzmitteln. Selbst bei gelegentlichem Gebrauch kann sich daraus eine tägliche Aufnahme von 34.700 ng decaBDE ergeben – ein Niveau, das als gesundheitlich bedenklich gilt, da sich diese Stoffe im Körper anreichern (Stichwort: Bioakkumulation). Transparente Kennzeichnungen fehlen – das macht die Gefahr für Verbraucher:innen besonders tückisch.
Kunststoff-Schneidebretter: Mikroplastik im Salat?

Eine zweite Studie von Himani Yadav, Md Rakib Hasan Khan und Kolleg:innen (2023), erschienen im Fachjournal Science of the Total Environment, nahm Schneidebretter aus Polypropylen und Polyethylen unter die Lupe. Das Ergebnis: Bereits ein einziger Schnitt kann über 1.000 Mikroplastik-Partikel freisetzen – winzige Kunststoffteilchen, die oft unbemerkt im Essen landen.
- Pro Person können sich jährlich bis zu 50 g Mikroplastik ansammeln – allein durch das Schneiden auf Kunststoffbrettern.
- Polypropylen-Bretter geben 5–60 % mehr Masse und 14–71 % mehr Partikel ab als Polyethylen-Bretter.
- Besonders beim Schneiden von Karotten wurde deutlich mehr Mikroplastik freigesetzt – vermutlich durch die Reibung und Druckintensität beim Zerkleinern härterer Gemüsesorten.
- Die meisten Partikel sind kleiner als 100 μm – praktisch unsichtbar, aber im Körper nachweisbar.
Mikroplastik steht im Verdacht, Entzündungen auszulösen, DNA zu schädigen, das Hormonsystem zu beeinflussen und sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu erhöhen. Viele dieser Partikel enthalten endokrine Disruptoren, die zu Unfruchtbarkeit, Stoffwechselstörungen oder Entwicklungsverzögerungen führen können.
Was Sie tun können – ohne gleich die ganze Küche auszutauschen
Die gute Nachricht: Sie müssen Ihre Küche nicht komplett umkrempeln, um gesünder zu leben. Kleine Veränderungen machen bereits einen großen Unterschied. Statt schwarzer Plastik-Utensilien empfehlen sich Modelle aus Edelstahl – langlebig, hitzebeständig und garantiert ohne giftige Zusätze. Wer es weicher mag, greift zu lebensmittelechtem Silikon, das sich besonders gut für Pfannenwender oder Backhelfer eignet.
Auch bei Schneidebrettern lohnt sich der Umstieg: Holz- oder Bambusbretter sind nicht nur stilvoll und stabil, sondern auch von Natur aus antibakteriell. Und vor allem – sie setzen beim Schneiden keine unsichtbaren Kunststoffpartikel frei. So bleibt das Gemüse auf dem Brett – und nicht im Körper.
Unser Tipp: Achten Sie beim Neukauf auf transparente Materialangaben und meiden Sie Produkte ohne Herkunftsnachweis. Edelstahl und Bambus sind zwar in der Anschaffung etwas teurer, halten aber meist deutlich länger – und schonen Ihre Gesundheit.
Quellen:
- Liu, M., Brandsma, S. H., & Schreder, E. (2025). From e-waste to living space: Flame retardants contaminating household items add to concern about plastic recycling. Chemosphere. https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2024.143319
- Yadav, H., Khan, M. R. H., Quadir, M., et al. (2023). Cutting Boards: An Overlooked Source of Microplastics in Human Food? https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2024.171234