Bei mehr als 50 % der akuten COVID-19-Fälle ist 10 Wochen nach der ersten Infektion eine anhaltende Müdigkeit zu beobachten. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im Open-Access-Journal PLOS ONE veröffentlicht wurde. So eine Symptomatik ist laut den Forschern eine der häufigsten Beschwerden bei Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Die Langzeitfolgen von COVID-19 wurden diesbezüglich noch nicht ausreichend untersucht.
Wann tritt eine anhaltende Müdigkeit bei Coronavirus auf?
Gleichzeitig wurde die Besorgnis geäußert, dass dieses Virus das Potenzial hat, ein postvirales Müdigkeitssyndrom auszulösen. In der neuen Studie verfolgten die Forscher bei 128 Studienteilnehmern, die zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert worden waren, die anhaltende Müdigkeit. Außerdem untersuchte das Team auch Merkmale wie COVID-19-Schweregrad, Labormarker, Entzündungsmarker und bereits bestehende Erkrankungen. Die Teilnehmer, die alle aus so einer Post-COVID-19-Ambulanz im St. James Hospital in Dublin, Irland, rekrutiert wurden, waren durchschnittlich 49,5 Jahre alt (Standardabweichung ± 15 Jahre). 55,5 % davon waren also für ihre COVID-19-Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der Rest wurde ambulant behandelt. Im Durchschnitt haben sie die Wissenschaftler 72 Tage nach der Entlassung aus einem Krankenhaus bewertet. Dies geschah ab 14 Tage nach der Diagnose.
Basierend auf ihrer Bewertung auf der Chalder Fatigue Scale (CFQ-11) erfüllten 52,3 % (67/128) der Studienteilnehmer die Kriterien für Müdigkeit am Bewertungspunkt mindestens 6 Wochen nach der COVID-19-Infektion. Nur 42,2 % der Patienten (54/128) gaben an, sich wieder gesund zu fühlen. Es stellte sich also heraus, dass ein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad von COVID-19, der Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung oder routinemäßigen Labormarkern für Entzündungen mit der Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Müdigkeit nach der Infektion bestand. Die Studie war jedoch dahingehend begrenzt, dass die Bevölkerungskohorte überwiegend weiß und irisch war.
Die Patienten wurden außerdem nur zu einem einzigen Zeitpunkt ohne Nachbeobachtung untersucht. Nichtsdestotrotz stellten die Autoren auch fest, dass das weibliche Geschlecht mit einer Vorgeschichte von Angstzuständen oder Depressionen häufiger zu der Gruppe mit schwerer Müdigkeit gehörte. Diese Studie hebt also die Belastung durch anhaltende Müdigkeit nach COVID-19 hervor. Die Ergebnisse zeigen auch, dass so ein Zustand nach der Infektion nicht mit der Schwere der Erstinfektion zusammenhängt, sodass die Vorhersage ihrer Entwicklung nicht einfach ist.