Was hindert den zeitnahen Ablauf einer Immunreaktion bei schwerem COVID-19?

Von Charlie Meier

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Berlin haben den möglichen Grund für den gestörten Ablauf einer Immunreaktion bei Corona-Infektionen erkannt. Es handelt sich dabei um einen Botenstoff namens Transforming Growth Factor β (TGFβ), den das Immunsystem zu früh nach der Infektion ausschüttet. Dementsprechend blockiert das Zytokin auf diese Weise die frühzeitige Bekämpfung des Erregers durch das angeborene Immunsystem. Diese frühe Immunantwort ist ausschließlich bei COVID-19, und nicht bei anderen Lungenentzündungen zu beobachten. Daher könnte eine eventuelle Korrektur des falschen Timings des Immunsystems laut den Studienautoren neue Behandlungsstrategien zur Vorbeugung schwerer Krankheitsfälle bieten.

Rechtzeitiger Ablauf einer Immunreaktion bei Sars-CoV-2 durch Zytokin gestört

vom immunsystem produzierte killerzellen greifen coronavirus beim ablauf einer immunreaktion an

Der Botenstoff spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Embryonalentwicklung und der Gewebereparatur, sondern hat auch starke immunmodulatorische Wirkungen. Das multidisziplinäre Forschungsteam der Charité hat mit Kollegen des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ) der Leibniz-Gemeinschaft gearbeitet. Die Wissenschaftler zeigten, dass Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf bei COVID-19 bereits in der ersten Infektionswoche eine erhöhte Produktion von TGFβ aufweisen. Bei anderen Lungenentzündungen haben sie jedoch keinen solchen Anstieg beobachtet. Die Forscher begannen damit, Killerzellen aus dem Blut von Männern und Frauen zu isolieren, die COVID-19 unterschiedlichen Schweregrades entwickelt hatten. Die Analyse zeigte, dass solche Zellen in der Lage sind, mit SARS-CoV-2 infizierte Lungengewebezellen zu erkennen und abzutöten. Diese Ergebnisse wiesen jedoch auch auf eine tiefgreifende Wirkung des immunsuppressiven Signalmoleküls TGFβ hin.

wissenschaftliche analyse von blutplasma als gegenmittel bei covid 19

Darüber hinaus wird aus den neuen Erkenntnissen klar, dass der klinische Verlauf von COVID-19 neben anderen Faktoren auch vom Zeitpunkt abhängt, an dem der Ablauf einer Immunreaktion beginnt. Bei manchen Patienten ist die Immunantwort auf Coronavirus so stark, dass der Körper dies durch den biochemischen Botenstoff TGFβ korrigiert. Dieser beeinträchtigt jedoch auch gleichzeitig die Funktion der Killerzellen. Das Endergebnis dieser fehlerhaften Immunantwort ist die Unfähigkeit, Sars-CoV-2 wirksam zu bekämpfen. Aufgrund ihrer Ergebnisse gehen die Autoren dieser Studie davon aus, dass die rechtzeitige Hemmung von TGFβ das Fortschreiten zu schwerem COVID-19 verhindern könnte. Die Gegenmittel umfassen eine Reihe von Substanzen, die ursprünglich für die Behandlung von Krebs und rheumatoider Arthritis entwickelt wurden.

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