Augen weisen auf verborgene psychische Erkrankungen wie Schizophrenie hin

von Ramona Berger

die Dicke der Netzhaut (Retina) als Anzeichen für Schizophrenie

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Schizophrenie – eine schwere psychische Erkrankung, die häufig mit Psychosen verbunden ist – ist seit langem ein Rätsel. Während des vergangenen Jahrhunderts betrachteten die Forscher sie als Krankheit des Geistes und schätzten sie manchmal sogar mit schlechter Elternschaft ein. Obwohl inzwischen festgestellt wurde, dass die Symptome biologischen Ursprungs sind und einige der Risikofaktoren identifiziert wurden, bleiben ihre genauen Ursachen unklar. Deswegen ist die Diagnose kompliziert und kann subjektiv sein.

Um die Diagnose und die Behandlung zu verbessern, haben Forscher nach Biomarkern gesucht – messbaren physiologischen Signalen, die das Auftreten und die Progression einer Erkrankung anzeigen können. In den vergangenen zehn Jahren hat die Forschung begonnen, auf eine vielversprechende Quelle solcher Signale hinzuweisen: das Auge. So kann beispielsweise die Dicke der Netzhaut (Retina) oder die Reaktion auf Lichtreize erste Anzeichen dafür sein, dass eine Person betroffen ist oder dem Risiko einer Erkrankung ausgesetzt ist. “Die Netzhaut ist im Wesentlichen ein Indikator für das, was im Gehirn passiert”, sagt Steven Silverstein, klinischer Psychiater an der Rutgers University in Piscataway, New Jersey.

Der Zusammenhang zwischen Augen- und Gehirngesundheit

das Auge als Fenster zum Gehirn für Diagnose

Augenuntersuchungen könnten es Ärzten ermöglichen, neurologische und neuropsychiatrische Defizite früh zu erkennen. Das Potenzial, das Auge als “Fenster zum Gehirn” zu nutzen, geht über die Schizophrenie hinaus. Änderungen des Zustandes oder der Funktion des Auges auf das Vorhandensein und die Entwicklung neurologischer Erkrankungen sowie auf Hirnverletzungen wie Gehirnerschütterungen hindeuten können. Auf Basis dieser Hypothesen nutzen die Forscher nun die verbesserte Bildgebungstechnologie, um einfache, minimalinvasive Instrumente für die Untersuchung des Auges und des Sehvermögens zu entwickeln, um neurologische und psychische Erkrankungen zu untersuchen, zu diagnostizieren und zu überwachen.

Elektroretinographie zur Diagnostik

Elektroretinographie misst die elektrische Reaktion der Retina auf Licht

Das vielversprechendste Instrument zur Diagnostik ist mittlerweile die Elektroretinographie (ERG), ein einfacher und minimalinvasiver Test, bei dem die elektrische Reaktion der Retina auf Lichtreize gemessen wird.

Ein Forscherteam unter der Leitung von dem klinischen Psychiater Michel Maziade von der Universität Laval in der kanadischen Stadt Quebec hat mithilfe der Elektroretinographie ermittelt, wie sich die Reaktion von lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut bei Menschen verändert, bei denen ein Risiko für neuropsychiatrische Erkrankungen besteht wie Schizophrenie und schwere depressive Störungen. Im Jahr 2010 stellten die Forscher fest, dass die Zellen von jungen Menschen mit einem hohen genetischen Risiko für die Entwicklung einer physischen K schwächer auf Licht reagieren als diejenigen, die diesem Risiko nicht ausgesetzt sind.

Die Ergebnisse sind beeindruckend, jedoch sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Beziehungen zwischen der Netzhaut und den Symptomen zu ermitteln, bevor die ERG zur Diagnostik in Kliniken und Praxen eingesetzt werden kann.

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