Rosen veredeln im Sommer: Effektive Methode für gesunde Pflanzen und prächtige Blüten
Die Rose ist ohne Zweifel eine der meist gezüchteten Blumen der Welt. Sie ist auch eine der beliebtesten, denn, zugegeben, wer will denn nicht eine Rose geschenkt bekommen? Wegen ihrer Schönheit ist die Königin der Blumen in den meisten deutschen Gärten zu finden. Wussten Sie aber, dass die meisten Rosensträucher, die wir sehen, veredelt sind? Bei der Veredelung bzw. Okulation oder Pfropfen geht es um eine Vermehrungsmethode, die der Rosen mehrere Vorteile bringt. Mehr darüber sowie eine Anleitung, wie man Rosen veredeln kann, finden Sie im Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Warum werden Rosen veredelt?
Zuerst möchten wir abklären, warum man überhaupt diese Aufgabe im Garten unternimmt. Die Veredelung ist eigentlich nichts anderes als eine gute Methode zur Vermehrung sortenreiner Sträucher und Bäume. Sie ist zwar aufwendiger als andere Methoden, aber die Ergebnisse sieht man schneller und sie sind in vielen Fällen besser.
Und was genau bedeutet die Veredelung von Rosen? Dabei handelt es sich um ein bekanntes Vermehrungsverfahren, bei dem ein Stück einer Rose (Edelrose) auf eine andere Rose (Wildrose) aufgepfropft wird. Man macht dies zum Beispiel, um einen Rosenstrauch mit besseren Wuchseigenschaften und schönen Blüten zu erhalten. Veredelungen können auch vorgenommen werden, um eine Rose mit mehr als einer Blütenfarbe zu erhalten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Veredelung?
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Um Rosen zu veredeln, sollte man einen Zeitpunkt auswählen, in dem die Pflanze aktiv im Wachstum ist. Zu dieser Zeit fließen Saft und Nährstoffe durch die Pflanze und das Reis bzw. Transplantat hat die besten Überlebenschancen. Am besten eignet sich der Hochsommer, also die Zeit zwischen Mitte Juli und Mitte August, nach der Sommerblüte. Zu dieser Zeit sind auch die Wildlinge kräftiger angewachsen und können die Veredelung gut vertragen.
Was braucht man zum Okulieren von Rosen?
Um Rosen zu veredeln, braucht man an erster Stelle eine Veredelungsunterlage (eine Wildrose) und Reis einer Edelrose. Rosen-Veredelungen werden immer an Wildrosen durchgeführt, die man im Frühjahr (März, April) gepflanzt hat. Gute Sorten sind zum Beispiel Rosa multiflora und Rosa canina.
Reiser oder Edelreiser (sie tragen die Augen einer edlen Sorte) sind Triebe, die in diesem Jahr an einer Edelrose entstanden und bereits verblüht sind. Das Reis wird von der Edelrose entfernt, dann entstachelt und entblättert, damit man die Augen einfacher bestimmen kann.
Des Weiteren werden eine Hacke, Handschuhe und ein sauberes Tuch benötigt, um den Wurzelhals der Unterlage vorzubereiten. Da wird die Veredelung der Wildrose gemacht.
Zur Veredelung von Rosen und anderen Gehölzen ist auch ein spezielles Werkzeug nötig. Das sogenannte Okulier- bzw. Okulationsmesser ist sehr scharf und ist speziell für diese Vermehrungsmethode entworfen. Sollten Sie kein Okuliermesser zur Verfügung haben, können Sie auch ein anderes haarscharfes Messer verwenden. Es lohnt sich, einen Schleifstein zur Hand zu haben, denn das Messer für die Okulation muss wirklich sehr scharf sein. Außerdem sollte das Messer vor der Verwendung unbedingt desinfiziert werden, um die Übertragung von Krankheiten von einer Pflanze auf die anderen zu verhindern.
Um die Veredelungsstelle zu schützen, braucht man noch Veredelungsband oder spezielle Okulations-Schnellverschlüsse (OSV).
Rosen veredeln Anleitung: So geht’s
Sollten Sie schon alles Notwendige haben, dann können Sie Ihre Rosen okulieren. Die bekannteste Methode der Rosen-Veredelung ist die T-Knospen-Methode. Sie erfordert zwar ein wenig Geschick, aber mit etwas Übung klappt es. So wird die Veredelung nach diesem Verfahren durchgeführt:
Schritt 1
Als Erstes schneiden Sie das Reis von der Edelrose. Es sollte aus dem diesjährigen Wachstum stammen, sowie Blätter und eine verblühte Blüte haben. Schneiden Sie einen Abschnitt ab, der mindestens eine Auge für die Veredelung aufweist. Entfernen Sie alle Blätter und Stacheln und lassen Sie das abgeschnittene Stück nicht austrocknen.
Schritt 2
Nun bereiten Sie die Unterlage vor. Um dies zu tun, legen Sie den Wurzelhals der Wildrose mit der Hacke frei. Der Wurzelhals ist der Übergang von der Wurzel zu der Sprossachse. Reinigen Sie diese Stelle mit dem Tuch.
Schritt 3
Für die Okulation brauchen Sie jetzt ein Auge vom Edelreis. Als Auge wird eine Knospe bezeichnet, die unter dem Blattansatz sitzt. Drehen Sie den Trieb falsch herum, sodass das Auge nach unten zeigt. Lösen Sie das Auge dann mit einem vorsichtigen, ziehenden Schnitt heraus. Der Schnitt sollte ca. 2 cm unter dem Auge ansetzen. Auf der Rückseite befindet sich noch einen Holzteil, der entfernt werden muss. Ziehen Sie ihn einfach ab. Ab diesem Punkt sollten Sie schnell handeln, das Auge nicht fassen und es sauber halten.
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Schritt 4
Gehen Sie zum Rosen-Wildling zurück und machen Sie mit dem Messer einen T-Schnitt in den Wurzelhals. Dazu machen Sie zuerst einen senkrechten Schlitz von etwa 2-3 Zentimetern in die äußere Schicht des Stamms, ohne die hellgrüne Kambiumschicht durchzudringen. Dann führen Sie oben einen waagerechten Schlitz durch, um das T zu bilden. Klappen Sie mit der Messerspitze vorsichtig die Rindenflügel auf beiden Seiten des senkrechten Schnitts auf.
Schritt 5
Setzen Sie das Stück mit dem Auge in den T-Schnitt und schließen Sie die Flügel darüber, sodass das Auge frei liegt. Achten Sie darauf, dass das Auge nach oben gerichtet ist. Drücken Sie bei Bedarf das Auge ein bisschen nach und wenn es gut sitzt, schneiden Sie den überschüssigen Teil in dem waagerechten Schnitt ab.
Schritt 6
Anschließend verwenden Sie Veredelungsband oder einen Okulationsschnellverschluss, um die Veredelung zu schützen. Der OSV ist ein Kautschuk-Band, das sehr haltbar und elastisch ist und sich im Laufe der Saison durch Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit zersetzt. Es muss also nicht entfernt werden.
Im untenstehenden Video ist die Methode noch einmal kurz vorgestellt.
Nach der Veredelung
Wenn die Veredelung erfolgreich ist, wird das Auge nach kurzer Zeit einen Blattaustrieb bilden. Die Veredelungsstelle wird im nächsten Herbst zum Frostschutz angehäufelt. Im nachfolgenden Frühjahr wird die Rose in Höhe des waagerechten Schnitten komplett abgeschnitten, damit nur die Edelsorte verbleibt. Falls sich am Stamm Wildtriebe bilden, werden diese rechtzeitig entfernt.
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