Wie ein starkes Immunsystem gute Bakterien im Darm fördert und für Gleichgewicht sorgt
Gute Bakterien, die im Darm leben, bestehen aus etwa 500 bis 1000 verschiedenen Arten. Sie bilden die sogenannte Darmflora, die eine Schlüsselrolle bei der Verdauung spielt und Infektionen vorbeugt. Im Gegensatz zu Krankheitserregern, die von außen eindringen, sind diese harmlos und werden vom Immunsystem toleriert. Nun wollte ein Forschungsteam aus Bern und Deutschland herausfinden, wie es dem menschlichen Körper gelingt, dieses empfindliche Gleichgewicht im Darmmikrobiom aufrechtzuerhalten.
Körpereigene Antigene unterstützen gute Bakterien im Mikrobiom
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Es ist bekannt, dass Typ-A-Immunglobuline, sogenannte IgA-Antikörper, eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Diese natürlichen Abwehrstoffe sind Teil des Immunsystems und erkennen einen körperfremden Krankheitserreger ganz spezifisch nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Die Studienautoren konnten durch ein Mausmodell zeigen, dass diese Antigene gute Bakterien im Körper auf mehreren Ebenen spezifisch regulieren. Dadurch kann das Immunsystem das mikrobielle Gleichgewicht im Darm feinjustieren. Es gelang ihnen, eine ausreichende Menge an solchen Antikörpern zu produzieren, die spezifisch gegen eine Art von Escherichia coli gerichtet sind. Die Antikörper erkannten und banden einen Baustein auf der Membran der Mikroorganismen. So war beispielsweise die Beweglichkeit von Bakterien eingeschränkt. Sie behinderten außerdem auch die Aufnahme von Zuckerbausteinen für den Stoffwechsel der Darmbakterien.
Der vom Forschungsteam in der Studie beobachtete Effekt hing jedoch von der spezifisch erkannten Oberflächenkomponente ab. Anscheinend ist das Immunsystem in der Lage, gute Bakterien des Darmmikrobioms durch verschiedene Ansätze gleichzeitig zu beeinflussen. Die Frage, warum Antikörper mit den gutartigen Darmbakterien ins Gleichgewicht kommen und gleichzeitig pathogene Eindringlinge effektiv beseitigen, ist noch abschließend zu klären. Dieses Experiment zeigte jedoch, dass IgA-Antikörper das Gleichgewicht zwischen dem menschlichen Organismus und der Darmflora feinjustieren können. Die Erkenntnisse aus dieser Studie bauen also nicht nur auf dem grundlegenden Verständnis des Immunsystems im Darm auf. Sie können auch zur Entwicklung von Impfstoffen beitragen. Das Verständnis, wie und wo Antikörper Mikroorganismen im Darm erkennen, würde es den Wissenschaftlern ermöglichen, gezielte Wirkstoffe gegen Krankheitserreger zu entwickeln.