Rasen kalken im Sommer – Sinnvoll oder Unsinn?

Ein gesunder, sattgrüner Rasen braucht nicht nur Wasser und Dünger – auch der pH-Wert des Bodens spielt eine entscheidende Rolle.

von Elke Schneider
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Ein satter, grüner Rasen ist der Traum vieler Gartenbesitzer – doch oft bleibt er genau das: ein Traum. Moos breitet sich aus, das Gras wächst lückenhaft, und trotz regelmäßigem Düngen will der Rasen einfach nicht so richtig in Schwung kommen. Woran liegt das? Die Antwort liegt oft nicht an fehlenden Nährstoffen, sondern am Boden selbst. Genauer gesagt: am pH-Wert. Ist der Boden zu sauer, können Pflanzen viele Nährstoffe gar nicht aufnehmen – selbst wenn sie im Überfluss vorhanden sind. Genau hier setzt das Kalken an: Es ist eine oft unterschätzte, aber entscheidende Pflegemaßnahme, um die Bodenverhältnisse zu verbessern und dem Rasen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten.

Warum muss man überhaupt kalken?

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Kalken ist mehr als nur ein „Geheimtipp“ aus dem Gärtnerforum – es ist eine wichtige Maßnahme für die Bodengesundheit. Der Hauptgrund: Kalk reguliert den pH-Wert des Bodens. Viele Böden neigen mit der Zeit zur Versauerung – sei es durch sauren Regen, Düngung, das Zersetzen von organischem Material oder den Einfluss von Nadelbäumen. Ein zu saurer Boden (pH-Wert unter 5,5) hat direkte Folgen für deinen Rasen:

  • Nährstoffe werden schlechter aufgenommen – obwohl sie vielleicht im Boden vorhanden sind;
  • Moos und Unkraut gewinnen die Oberhand, weil sie sich in saurer Umgebung besonders wohlfühlen;
  • Gräser wachsen kümmerlich, zeigen gelbliche Stellen und werden anfälliger für Krankheiten;

Kalk wirkt hier wie ein natürliches Gegenmittel. Er hebt den pH-Wert an, verbessert die Nährstoffverfügbarkeit und sorgt dafür, dass Dünger überhaupt richtig wirken kann. Gleichzeitig fördert Kalk die Aktivität von Bodenlebewesen, die für die Humusbildung und Bodenstruktur entscheidend sind.

Kurz gesagt: Ohne den richtigen pH-Wert nützt selbst der beste Dünger wenig – Kalk ist die Basis für gesunden Rasen.

Wie entsteht saurer Boden?

boden ph wert messen
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Ein zu niedriger pH-Wert (also saurer Boden) kann durch verschiedene Faktoren entstehen:

  • Häufige Regenfälle (spülen Calcium und andere basische Stoffe aus)
  • Übermäßige Nutzung von Stickstoffdüngern
  • Laub- oder Nadelfall (besonders von Nadelbäumen)
  • Zersetzung von organischem Material im Boden

All das führt dazu, dass der Boden mit der Zeit versauert – und der Rasen leidet still und heimlich.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Kalken?

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Laut der Ohio State University kann Rasen grundsätzlich das ganze Jahr über gekalkt werden – sofern bestimmte Bedingungen beachtet werden:

  • Kein Kalk auf welke oder frostbedeckte Flächen!
    Der Rasen sollte vital sein – nicht ausgetrocknet oder gefroren.
  • Nach dem Kalken bewässern!
    Das hilft, den Kalk von den Grashalmen zu spülen und ihn schneller in den Boden einzuarbeiten.
  • Lüften vor dem Kalken ist vorteilhaft:
    Wenn der Boden vorher durchlüftet oder „gecoret“ wurde (z. B. durch Aerifizieren), kann der Kalk besser in tiefere Bodenschichten eindringen.

Auch außerhalb der klassischen Kalkzeiten im Frühjahr oder Herbst ist eine Kalkung möglich – solange der Rasen nicht gestresst ist und richtig gepflegt wird.

Kalken bei Regen geht das?

Die überraschende Antwort: Ja, das geht – und kann sogar vorteilhaft sein. Leichter Regen hilft dabei, den Kalk schneller in den Boden einzuspülen, wo er wirken soll. Was allerdings vermieden werden sollte, ist starker Dauerregen – der kann den Kalk wegspülen, bevor er seine Wirkung entfaltet.

  • Leichter bis mäßiger Regen

Das ist ideal. Der Regen hilft dabei, den Kalk gleichmäßig in den Boden einzuarbeiten und von den Grashalmen abzuwaschen. So kommt der Kalk dahin, wo er wirken soll – in die oberen Bodenschichten.

  • Starker Dauerregen

Davon ist abzuraten. Hier besteht die Gefahr, dass der Kalk weggespült wird, bevor er überhaupt wirken kann – besonders auf schrägen Flächen oder bei lockerem Boden.

  • Trockener, heißer Tag

Auch keine gute Idee. Kalk, der auf trockene, heiße Rasenflächen gestreut wird, kann die Pflanzen schädigen („Verbrennungen“) und wird schlechter aufgenommen.

Kalken und Düngen gleichzeitig?

rasen kalken und düngen im sommer

Die klare Antwort lautet: Nein, das sollte man nicht tun. Kalk und Dünger wirken sehr unterschiedlich im Boden. Wird beides gleichzeitig gestreut, kann es zu unerwünschten chemischen Reaktionen kommen. Besonders problematisch ist das bei stickstoffhaltigem Dünger (z. B. mit Ammonium). Durch den Kalk wird der pH-Wert im Boden erhöht, wodurch Stickstoff in Form von Ammoniak entweichen kann. Das bedeutet: Ein Teil des Düngers geht verloren, bevor er überhaupt wirken kann. Auch die Wirkung des Kalks kann durch den Dünger gestört werden. In der Folge nutzt man also zwei Produkte, erreicht aber nur halbe Wirkung – und schadet womöglich dem Boden mehr, als man ihm hilft.

Darf man Rasen im Sommer düngen und unter welchen Bedingungen? Die Antworten finden Sie hier.

So macht man es richtig

Zuerst sollte der Kalk ausgebracht werden, um den pH-Wert des Bodens zu regulieren. Danach wartet man etwa zwei bis drei Wochen, damit sich der Kalk vollständig im Boden verteilen und seine Wirkung entfalten kann. Erst nach dieser Wartezeit sollte der Dünger ausgebracht werden – so können die Nährstoffe vom Rasen auch optimal aufgenommen werden. Alternativ kann man auch zuerst düngen und dann nach zwei bis drei Wochen kalken. Wichtig ist in jedem Fall: Nicht gleichzeitig, sondern mit ausreichend zeitlichem Abstand.

Fazit

Das Kalken ist ein oft unterschätzter, aber entscheidender Baustein in der Rasenpflege. Es sorgt dafür, dass der Boden nicht versauert, der pH-Wert im optimalen Bereich bleibt und Nährstoffe vom Rasen richtig aufgenommen werden können. Auch im Sommer ist Kalken möglich – sofern der Boden nicht ausgetrocknet oder durch Starkregen gefährdet ist. Leichter Regen oder anschließendes Bewässern können die Wirkung sogar unterstützen. Wichtig ist: Kalk und Dünger nie gleichzeitig ausbringen – zwischen beiden Maßnahmen sollten mindestens zwei bis drei Wochen liegen. Wer diese Grundregeln beachtet und regelmäßig den pH-Wert seines Bodens überprüft, schafft die ideale Grundlage für einen gesunden, dichten und moosfreien Rasen – nicht nur im Frühling, sondern das ganze Jahr über.

Titelbild: Janet Worg / Shutterstock

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Elke aus Dresden ist Mutter der 5-jährigen Elise. Sie liebt DIY-Projekte, kreative Wohnideen und testet alle Bastelmaterialien selbst, um praxistaugliche Tipps zu geben. Gesunde Ernährung, Familienorganisation und alltagstaugliche Lifehacks begeistern sie ebenso. Seit 2015 erstellt sie Content mit fundierten Recherchen und verständlichen Lösungen. Nach ihrer Zeit bei Archzine setzt sie ihre Arbeit nun bei Deavita fort. Sie hat in Dresden Literatur, Kunstgeschichte und Philologie studiert.