Herbstschnitt im Oktober? Nicht bei diesen Gartenlieblingen – warum Geduld jetzt die beste Pflege ist
Schneiden oder stehen lassen? Welche Pflanzen profitieren davon, wenn Sie im Herbst die Schere im Schuppen lassen – und warum sorgt Geduld jetzt für gesündere Pflanzen im Frühjahr?
Der Herbst ist für viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner Aufräumzeit: verblühte Stauden abschneiden, welke Blätter entfernen, Beete „sauber“ machen. Doch wer zu eifrig schneidet, tut seinen Pflanzen oft keinen Gefallen.
Manche Stauden, Sträucher und Gräser benötigen ihre oberirdischen Pflanzenteile, um Frost, Nässe oder Schädlinge zu überstehen. Außerdem dienen viele Samenstände Vögeln als Winterfutter und bieten Insekten Unterschlupf. Statt also im Herbst zur Schere zu greifen, lohnt es sich, manches einfach stehenzulassen – für die Natur, für Ihre Pflanzen und nicht zuletzt für weniger Arbeit.
Funkien besser stehen lassen

Funkien, auch als Hostas bekannt, sind typische Schattenpflanzen und bis zum ersten Frost eine Zierde im Garten. Danach fallen die Blätter ein, werden weich und ziehen sich langsam zurück. Viele schneiden ihre Funkien direkt ab, doch das ist gar nicht nötig. Wenn Sie sie einfach über den Winter stehen lassen, verrottet das alte Laub von selbst und schützt die Pflanze zusätzlich. Im Frühjahr lässt sich das trockene Material leicht entfernen – dann ist auch der richtige Zeitpunkt für den Rückschnitt gekommen.
Ein weiterer Vorteil: Im Herbst geschnittene Hostas sind anfälliger für Pilzkrankheiten, da die Schnittstellen in der feuchten Jahreszeit schlecht abtrocknen.
Stauden wie Sonnenhut & Mädchenauge – Lebensraum statt Leere

Wurzelhormon für Stecklinge selber machen und die Wurzelbildung natürlich fördern
Wer seine Pflanzen vermehren möchte, kann Stecklinge selbst ziehen. Die Verwendung von einem Wurzelhormon hilft den Pflanzen, schneller Wurzeln zu schlagen.
Stauden wie Sonnenhut (Echinacea), Mädchenauge (Coreopsis), Astern oder Russischer Salbei gehören zu den Klassikern in naturnahen Gärten. Früher schnitt man sie im Herbst konsequent zurück, heute weiß man: Das schadet eher. Die Stängel und Samenstände dienen Vögeln als Futterquelle, während Insekten und Wildbienen in den hohlen Stängeln überwintern. Wenn Sie also etwas Unordnung im Beet tolerieren, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt.
Wer es optisch aufgeräumter mag, kann die Pflanzen im Frühjahr nach dem letzten Frost mit der „Chop and Drop“-Methode pflegen: alte Triebe abschneiden und direkt auf dem Beet liegen lassen. Sie verrotten dort und bilden natürlichen Mulch.
Hibiskus (Garten-Eibisch) – Winterschutz durch alte Stängel

Der robuste, winterharte Hibiskus ist zwar frostresistent, aber empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen. Viele Gartenfreunde schneiden ihn im Herbst stark zurück – dabei helfen seine alten Stängel, die Pflanze zu schützen.
Wenn Sie sie stehen lassen, wirken sie wie eine natürliche Barriere gegen Frost und Nässe. Erst im Frühjahr, wenn neue Knospen sichtbar werden, können Sie den Strauch in Form bringen. So treiben die neuen Triebe kraftvoll und gesund aus.
Sträucher – Zurückhaltung lohnt sich

Viele Sträucher, etwa Hartriegel oder Deutzien, werden im Herbst gerne gestutzt. Doch auch hier gilt: lieber abwarten. Ein Rückschnitt vor dem Winter kann das Holz schwächen und Frostschäden begünstigen.
Die beste Zeit, um Sträucher zu schneiden, ist der Sommer. Dann sehen Sie die natürliche Wuchsform, und die Pflanzen haben genug Zeit, sich vor dem Winter zu erholen. Bei Frühblühern wie Flieder, Forsythie oder Rhododendron sollten Sie ohnehin aufpassen – sie bilden schon im Herbst die Knospen für das nächste Jahr. Wer jetzt schneidet, zerstört die kommende Blütenpracht.
Hortensien – Blüten als Frostschutz

Abgestorbene Pflanzen – stehen lassen oder rausreißen? So entscheiden Sie richtig!
Gesunde Bete im Frühling beginnen mit Ordnung im Herbst! Doch was muss jetzt entfernt werden und was darf bleiben? So machen Sie es richtig!
Hortensien wirken mit ihren großen Blütenbällen auch im Winter charmant. Doch sie sind nicht nur schön: Die verblühten Dolden schützen die darunterliegenden Knospen vor Frost und Wind.
Schneiden Sie also keinesfalls im Herbst! Warten Sie lieber bis zum Frühjahr, wenn keine starken Fröste mehr drohen. Dann können Sie die alten Blüten knapp über der neuen Knospe entfernen – so bleibt die Pflanze gesund und blühfreudig.
Clematis – keine Eile beim Schnitt

Ob Früh- oder sSpätblüher: Alle Clematis-Sorten sollten im Herbst grundsätzlich nicht geschnitten werden. Ihre Triebe dienen dem Wurzelsystem als Schutzschicht.
Der ideale Zeitpunkt hängt von der Blütezeit ab: Frühblüher werden nach der Blüte im Sommer, Spätblüher erst im Frühjahr vor dem Neuaustrieb geschnitten. Wer im Herbst zur Schere greift, riskiert, die Blütenknospen für das nächste Jahr zu entfernen.
Lavendel – erst im Frühling in Form bringen
Viele Gartenfreunde greifen im Herbst zur Schere, um Lavendel kompakt zu halten. Doch ein Rückschnitt im Herbst kann dazu führen, dass Wasser in die Schnittstellen eindringt und bei Frost das Holz schädigt.
Besser ist es, den Lavendel erst im Frühjahr zu schneiden, wenn keine Frostgefahr mehr besteht. Nur verblühte Spitzen dürfen Sie im Herbst leicht kürzen. So bleibt der Strauch kompakt und vital.
Ziergräser – natürliche Struktur für den Wintergarten

Chinaschilf, Lampenputzergras oder Reitgras sind im Winter ein echter Blickfang. Ihre Halme fangen Schnee und Reif, bewegen sich im Wind und verleihen dem Garten Struktur.
Wenn Sie sie im Herbst abschneiden, verlieren Sie nicht nur diesen Effekt – Sie gefährden auch den Pflanzenschutz. Denn die Halme wirken wie ein Dach über der Pflanze und schützen das Herz vor Kälte und Nässe. Binden Sie die Gräser im Herbst locker zusammen und schneiden Sie sie erst im Frühjahr etwa handbreit über dem Boden ab.
Geduld zahlt sich im Garten immer aus
Ein Garten muss im Winter nicht makellos aussehen. Wenn Sie einige Pflanzen über die kalte Jahreszeit stehen lassen, tun Sie nicht nur der Natur, sondern auch sich selbst einen Gefallen. Vögel und Insekten finden Nahrung und Schutz, und Ihre Pflanzen kommen besser durch die Frostzeit.
Im Frühjahr, wenn alles neu erblüht, können Sie dann in Ruhe zurückschneiden – und sich doppelt freuen: über gesunde Pflanzen und über ein kleines Stück Wildnis, das Sie erhalten haben.