Die Evolution der Männerunterwäsche: Von Hemd über Slip und Boxershorts zum Tanga
Wer glaubt, die Herren der Schöpfung hatten es beim Thema "Unterwäsche" einfach, liegt falsch. Bis die stylischen und komfortablen Unterhosen, wie wir sie heute kennen, entwickelt wurden, musste ein langer Weg zurückgelegt werden.
Von langen Einteilern zu knapperen und körperbetonten Schnitten - die Männerunterwäsche, wie wir sie heute kennen, hat einen langen Weg voller Veränderungen hinter sich.
Die Evolution der Männerunterwäsche spiegelt technologische Entwicklungen, gesellschaftliche Normen und Modepräferenzen wider und vermittelt nicht nur Stil, sondern auch Haltung. Das einst verborgene Kleidungsstück ist heute oft ein sichtbarer Ausdruck von Identität.
Von der Antike über das Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

Die alten Griechen machten es sich besonders leicht: ein langes Gewand, unten ohne. Erst die Römer experimentierten mit den ersten Unterhosen – einfache Tücher, die um die Genitalien gewickelt wurden. Schnell akzeptierten sie jedoch, dass das Scheuern der dicken Tücher nicht erträglich war, und so vergaß man die „Unterhose“ wieder.
Auch mit der nächsten Art der Männerunterwäsche, rund 1000 Jahre später, wurde es nicht besser. Mühsam entwickelt wurde ein dreiteiliger Lendenschutz, der aber ebenso schmerzhaft scheuerte und so erlitt auch er dasselbe Schicksal wie die Ur-Unterhose der Römer – er wurde verbannt und an seiner Stelle griffen Männer zu einfachen Leinhemden, die gleichzeitig die Funktion von Unterhemd, Nachthemd und Unterhose einnahmen.
Bedeutend erfolgreicher war die sogenannte Bouche, eine weite Kurzhose aus Leinen oder Wolle, die im 12. Jahrhundert Teil der männlichen Garderobe wurde, gefolgt von der Strumpfhose mit Schamkapsel im 15. Jahrhundert.
Das Problem blieb aber immer dasselbe: Entweder die Männerunterwäsche war unbequem und scheuerte oder sie ließ sich nicht mit der engen Bekleidung vereinbaren. Und so beließ man es vorerst bei Hemden, die nicht nur Schutz und Sittsamkeit boten, sondern auch Reichtum oder sozialen Status widerspiegelten.
Ein kleines Upgrade im 19. Jahrhundert
Die Hemden erhielten nun ein kleines Upgrade: Rüschen im vorderen Bereich. Sie wurden wie schon zuvor sowohl tagsüber als auch abends getragen. Im Laufe der ersten Jahrhunderthälfte verloren die Rüschen jedoch an Bedeutung und wurden erst durch vertikale Falten oder Brisen ersetzt und ab den 1840er Jahren zunehmend schlichter, was vor allem daran lag, dass sie durch Westen oder Krawatten verdeckt wurden.
Die Hemden verwandelten sich während der industriellen Revolution in formelle Tageskleidung und galten nun nicht mehr als Unterwäsche.
Später waren die sogenannten Union Suits gängig. Dabei handelte es sich um Einteiler, die lange Ärmel und Beine besaßen. Da diese Art der Unterwäsche Wärme bot, war sie vor allem im kühleren Norden üblich. Sie dienten eher dem Nutzen als der Ästhetik. Diese Einteiler besaßen eine Öffnung im Schritt und sollten auch die Hygiene bewahren, indem sie Schweiß aufnahmen und so die obere Kleidung schützten. Wolle war für den Winter gedacht, während die Unterwäsche im Sommer aus Baumwolle bestand. Später wurde der Einteiler zu einem Zweiteiler: Henley als Oberteil und der Long John für den unteren Körper.

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1900-1930: Traditioneller Komfort
Die nächste Veränderung in der Männerunterwäsche fand aufgrund der neuen synthetischen Materialien wie Nylon statt, die mit Baumwolle kombiniert wurden. Das führte zu mehr Elastizität und somit Tragekomfort für Männer. Das Design der Unterwäsche wurde zudem durch die Demokratisierung des Sports beeinflusst – sie sollte komfortabel, stylisch und funktional zugleich sein.
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1930-1960: Neue Formen beherrschen den Markt
Um 1935 entstand der Brief, die erste enganliegende Männerunterwäsche. Ein enger Slip, genauer gesagt, inspiriert von den enganliegenden Badeanzügen, die Männer damals üblicherweise trugen. Besonders war auch seine sogenannte Y-Front, die Halt gab. Der Stoff bestand aus Baumwolle und war gestrickt, während ein Bund aus Lastex dafür sorgte, dass der Slip gut sitzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten sich die Skants, eine niedrig geschnittene Bikinifassung. Eingeführt wurden sie 1958 von Jockey – dasselbe Unternehmen, das auch die Briefs entwickelt hat. Zeitgleich entstanden auch die ersten Boxershorts, dank der US-Armee. Wirklich bekannt und beliebt wurden diese aber erst viel später. Anfang der 50er kam auch die erste deutsche Unterhose auf den Markt – die Doppelripp-Unterhose von Schiesser.
Designtechnisch prägten die wilden 60er und 70er die Männerunterwäsche. In den 80ern nahm dann auch die Schwulenbewegung Einfluss. Die Kleidungsstücke wurden schriller und erhielten Blumenmuster. Der Tanga für Männer, zusammen mit Herren-Bodys und Bikini-Slips, verwandelte das einst rein funktionale Kleidungsstück in ein echtes Modestatement.
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1970-1990: Markenunterwäsche entsteht
Als nicht mehr nur funktional galt Männerunterwäsche ab den 70er Jahren. Sie wurde zunehmend modisch, sodass sich in den 80ern Markenunterwäsche etablierte. Eine bekannte Marke, die Unterwäsche für Männer einen erotischen Charakter gab, war Calvin Klein. Das gelang dem Unternehmen durch Werbekampagnen mit Prominenten wie Mark Wahlberg.
Es entstand ein Hybrid aus Boxershorts und Briefs, die Boxer-Briefs. Sie kennzeichneten sich durch Komfort trotz körpernaher Passform.
Schlussendlich setzten sich der Slip, die Boxershorts und die Pants durch, die unterschiedliche Anforderungen abdecken und somit nach persönlicher Vorliebe gewählt werden können – mal eher locker sitzend, mal eng anliegend. In jedem Fall bestand die Herausforderung der Designer jedoch darin, Modelle zu entwickeln, die zu jeglichen Anlässen bequem sind – auf Arbeit, beim Sport, in der Freizeit sowie zu Feierlichkeiten. Unterhosen sollen außerdem – wie damals schon – unter der Kleidung nicht auffallen, dürfen nun aber ohne Bekleidung entzücken. Dass Komfort bis heute essenziell für Männer ist, zeigt auch eine bundesweite Online-Umfrage, bei der 91 % der Beteiligten angaben, dass Bequemlichkeit ihnen am wichtigsten ist.
1990-2000: Der Untergang der Slips

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Der klassische Slip (Brief) verlor immer mehr an Interesse und das war der Aufstieg der Boxershorts und Boxerbriefs. Und es wurde sogar noch knapper: der Thong (G-String) fasste Fuß in Modeszenen, obwohl er bereits 1939 auf der New York World’s Fair vorgestellt wurde. Die erhoffte Aufmerksamkeit bekam er jedoch erst in den 90ern.
2000-heute: Bewusste Körperpräsentation

Waren Tangas bisher eher bei Bodybuildern und in der Erotik-Branche populär, so erhielten sie nun zunehmend Popularität auch für den Alltag. Modisch inszeniert wurden sie durch Low-Rise-Jeans – also Jeans mit niedriger Taille -, die Tangas sichtbar machten. Ebenso bekannt ist inzwischen der Jockstrap bei Männern. Dieses modische Statement wurde gleichzeitig vom Sport und von Ästhetik inspiriert und durch Designerlabels wie Tom Ford bekannt gemacht.

So stylisch sind weiße Männershorts diesen Sommer!
Titelbild: Jacob Lund/ Shutterstock